Freitag, Dezember 29, 2006

Donnerstag, November 23, 2006

Bruder Klaus in Haslen

Original-Statue Bruder Klaus aus Arvenholz, Höhe 140 cm, seit dem 22. März 1987 in der Pfarrkirche Haslen/AI

Künstler: Hans Maier (1926), Oberammergau, Holzbildhauer, Spielleiter, Zeichner und Bühnenmaler der Oberammergauer-Passionsspiele seit 1965.

Aufnahme: Foto Peter, 9053 Teufen

Montag, November 20, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn -10


Digitalaufnahme von Heinz Hongler

Beim Eintritt ins Heiligtum betet der Pilger:

Vielliebe Gnadenmutter vom Ahorn!
Wie freue ich mich, dieses Heiligtum betreten zu dürfen. In größter Ehrfurcht grüße ich Dein Gnadenbild. Wie hat Gottes Vorsehung es aus vielen Gefahren, aus Not und Verbannung gerettet. In einem Baumstamm war einst Deine Heimstatt, Du aus dem Stamme Jesse Hervorgegangene; in einer Alphütte wohntest Du hier wie einst im stillen Bethlehem, wo die Hirten Dich begrüßten und Du sie begnadet hast. Segne Du unsere Alpen und Sennen mit Deinem mütterlichen Schutz und Schirm. Mit Feuer, Axt und Wasser wollte Frevlerhand Dich vernichten. Gottes Vorsehung hat Dich wunderbar gerettet, rette auch uns aus aller Gefahr des Leibes und der Seele. In liebender Hut hast Du Kranken Stärkung und Linderung gebracht, sei uns allen "Heil der Kranken, Trösterin der Betrübten".
Deine Gnadenkraft hat durch die segnende Priesterhand Ungezählten Licht in Sündennacht, Rat in Zweifeln, Hilfe in Kreuz und Leid gewährt. Als hilflos bedürftiges Kind hoffe auch ich in Deinem Heiligtum Erhörung zu finden. Wenn auch Sündenlast mich bedrückt und Deiner Hilfe unwürdig macht, weiß ich, daß Du die Zuflucht der Sünder bist. Darum bereue ich von ganzem Herzen alle meine Sünden aus Liebe zum Gekreuzigten und nehme mir fest vor, von Deinem Heiligtum nicht zu scheiden ohne festen Willen, den Heiland nie mehr zu beleidigen und ein Dir immer treu ergebenes Kind zu bleiben. Erbitte mir ein zerknirschtes, demütiges Herz und wahre Bekehrung.
Vielliebe Gnadenmutter vom Ahorn! Deine Gnade und Barmherzigkeit wird von allen Menschen gepriesen. Dein Name allein schon vertreibt alle bösen Einflüsse, wie wird dadurch mein Vertrauen zu Dir gestärkt! So klage ich Dir denn voll Vertrauen mein Anliegen... Nimm mein Kreuz von mir, ich vertraue auf Dich. Erflehe mir die Gnade, es gottergeben zu tragen und lehre mich verstehen, wie Kreuz und Leid mich dem Himmel näher bringt.
Vielliebe Gnadenmutter vom Ahorn! Du hilfst allen, laß auch mich von Dir nicht scheiden, ohne Hilfe und Trost empfangen zu haben. Durch gottgefälliges Leben , durch gute Werke, durch kindliche Liebe zu Dir will ich Dich preisen in alle Ewigkeit! Amen.

Freitag, Oktober 20, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 9

II. Wir vertrauen auf Hilfe und Trost der Ahornmutter

"Würdige mich, Dich zu loben,
hochheilige Jungfrau,
Maria, lass mich in Gott,
mit Gott und für Gott leben!" (Abl.)

Ahornmutter, ich grüsse Dich

Du, aus Jesses Stamm geboren,
süsse Mutter unsres Herrn,
hast den Ahorn Dir erkoren,
Deine Huld uns zu gewähr'n.

Sieh, ich komme gleich der Taube
nach der Sündflut Wetterbraus,
suche mir in Deinem Laube
eine Gnadenstätte aus.

Lass mich, mütterlich geborgen,
Deinem Herzen nahe sein,
meine Ängsten, meine Sorgen
schliess in Deine Liebe ein.

Du, die Mittlerin der Gnaden,
öffnest jedem Deine Hand,
der mit Leid und Schuld beladen
hin zu Dir den Heimweg fand.

Bitt das Kind auf Deinen Armen,
dass es mildreich mein gedenkt,
Seine Liebe, sein Erbarmen
einem armen Sünder schenkt!

A. St.

Mittwoch, September 20, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 8


Digitalfotoaufnahme von Heinz Hongler, August 2006

Nun laßt uns vertrauensvoll wallen zur Mittlerin aller Gnaden!

Was immer wieder in den Ahorn locken wird, das sind die schönen Pilgerwege und die beglückende Einzigartigkeit des Wallfahrtsortes selbst.
Von Appenzell führt die breite, moderne Verkehrsstraße nach dem Weißbad, dem weitberühmten Kurort. Sanft steigt von da die Triebernstraße an. Bald zweigt links von ihr der Wildkirchliweg ab, rechts erinnert die Heimet "Wees" an die Stätte, wo vor 50 Jahren die drei Begründer der ersten Kapelle ihre Beratungen pflegten. Hier überrascht auch bereits der erste Blick auf die Ahornkapelle fern im Westen, und der Pilger wird das erste Ave mit freudigem Vertrauen aus tiefster Seele der Gnadenmutter entgegenjubeln. Auf fast ebener Straße weiterziehend, hat er dann Gelegenheit, sich als Pilger zu fühlen und zu betätigen. Ein priesterlicher Ahornwallfahrer hat diesen Weg über Triebern mit dem freudenreichen Rosenkranz verglichen, weil er leicht, meist eben, zwischen anmutigen Matten und Heimwesen lieblich hindurchführt. Gegen Lehmen zu steht auf einmal in greifbarer Nähe das Heiligtum unserer Sehnsucht vor Augen. Noch trennt der tiefe Einschnitt des Weißbachtobels. Links orgeln die Wasser des Leuenbachfalles. Unser Pfad führt nun rechts hinunter. Tannenduft und Kühle laben den Pilger. Bevor er über den Weißbachsteg schreitet, lädt ein einfaches Bildstöcklein ein zum Gruß an den großen Muttergottes-Wallfahrer und Friedensmann, Bruder Klaus. Wir beten ihm sein Ave Maria nach, wie es im Gebetsteil des Büchleins steht. Wenn der Steg überschritten ist, beginn noch eine strenge Steigung mitten im Waldesschatten. Nun ist das Ziel erreicht. Wie offene Mutterarme und aufgetanes Mutterherz nimmt uns das Heiligtum auf.
Ein zweiter Pilgerpfad führt uns über "Sonnenhalb", er ist etwas mühsamer, beschwerlicher. Bis halbwegs von Appenzell über Unterrain begleiten uns die Stationen des Kreuzweges und enden bei der Kapelle der Schmerzhaften Mutter. Sie ladet zur kurzen Rast ein, damit wir uns teilnehmend einfühlen in die schmerzhaften Geheimnisse, die Blutrosen Unserer Lieben Frau. Es beginnt der Aufstieg bis Helchen. - Da lugt auf einmal ein Ave Maria lang, idyllisch ins Grün des Waldes eingebettet, das Ziel unserer Sehnsucht hervor - das Ahornkapellchen. Über Weide und Waldwege erreichen wir es bald.
Sursum corda-Stimmung - die Stimmung der Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes, vermittelt der dritte Ahornweg über Kau-Wasserschaffen. Naturschönheiten und entzückende Schau nach Norden über die appenzellische Landschaft mit dem trutzigen Mauritius-Kirchturm, den typisch abgegrenzten Heimwesen, den lieblich sich duckenden Höhen, wie Burgstock und Himmelberg erfreuen das Auge. Gegen Wasserschaffen schlängelt sich der Pfad durch märchenhafte Alpweiden mit Jungwald und Riesentannen - so traut und still ist es, "als müßte die Gnadenmutter jeden Augenblick durchs frische Grün der Tännchen erscheinen". - Links im Osten grüßt für Momente der Silberstreifen des Bodensees mit den befreiten Österreicheralpen.

- Ehrfurcht und Staunen ergreift uns beim Anblick der majestätischen Alpsteinkette mit ihren wuchtigen Felsentürmen, die den Saum von Gottes Größe und Alllmacht wirken. Wie gebannt steht der Pilger einen Augenblick still und jubelt das Lob des Schöpfers mit den Worten der heiligen Urkunde: "Preiset ihr Berge und Hügel den Herrn, alles was grünet auf Erden, preise den Herrn." Abwärts führt uns der Pfad durch die Schlünde des Sönderlibaches, den wir auf einem schmalen Holzsteg überschreiten. In der Tiefe aber schäumt der Weißbach, der einst das Gnadenbild forttrug und bei Gewittern ein ganz böser Geselle werden kann. Nach romantisch verschlungenen Wegbiegungen steht plötzlich die Ahornkapelle in ihrer schönsten Sicht gegen das Säntismassiv vor uns: wir sind am Ziel.
Die beglückende Einzigartigkeit des Wallfahrftsortes selbst! Wir folgen hier einigen aus unser aller Herzen gesprochenen Gedanken des genannten Ahornpilgers. Ja, es gibt Wallfahrtsorte, wo Maria uns besonders nahe kommt, wo sie mütterlich tröstet, wenn wir ihr unser Leid klagen, aber auch mütterlich sich freut, wenn wir ihr unserer Freude jubeln dürfen. Still sollte es sein, heilig still, wo der Gnadenbronnen der Mutter Gottes in die Seele quillt. Im Ahorn ist es feierlich still, darum ist dieser Wallfahrtsort so beglückend und einzigartig. Kein marktschreierisches Gedränge stört die stille Andacht wie an größeren Wallfahrtsorten. Einsam still liegt er inmitten einer herrlichen Natur hineingebettet, hier atmet alles ringsum ursprünglichen Gottesfrieden; hier ist eine beglückende Stätte der Andacht, wirklich ein Gnadenort, wo unerschöpfliche Quellen des Trostes, der Freude und des Friedens fließen.
Darum wollte die Ahornmutter heim aus Sturm und Wetter, heim auch aus liebender Verbannungshut, heim in den Ahorn. Da wollte sie in Ruhe und Einsamkeit ihr mütterliches Mittleramt ausüben, fern von allem Lärm der Welt die Beglückten und Bedrückten trösten, sie, die ja beides, Liebes und Leides ihrer Kinder kennt und teilt. Vertrauende und Verzagte, laßt uns alle glaubensstark und liebewarm zur Mitterlin aller Gnaden pilgern, zur Helferin in allen Anliegen! Hier blüht wirklich "der Blumen eine, die wie keine blüht auf ewig grüner Au!"
Maria, Unsere Liebe Frau vom Ahron, sei uns tausendmal gegrüßt!

Dienstag, September 05, 2006

Gnadenbild "Maria Hilf" in Haslen, Appenzell

Feierliche Übertragung am 12. Oktober 1649

Maria hilf doch mir,
Es fleht Dein Kind zu Dir!
Du bist es ja, die helfen kann,
So nimm Dich, Mutter, meiner an.
Hilf, hilf, hilf, o Maria, hilf.

Du bist der Gnadenthron,
Denn Jesus ist Dein Sohn,
Der sterbend noch vom Kreuz herab
Dich selbst ja uns zur Mutter gab.
Hilf, hilf, hilf, o Maria, hilf.

Du Mutter jeder Pflicht,
Erbitt mir Gnadenlicht,
Dass ich den Weg der Tugend seh',
Drauf weiter geh', nie stille steh'.
Hilf, hilf, hilf, o Maria, hilf.

Stärk uns im letzten Streit,
Es gilt die Ewigkeit.
Und wenn der Sohn das Urteil spricht,
O Mutter, dann verlass uns nicht.
Hilf, hilf, hilf, o Maria, hilf.

Bischöfliche Approbation.

Montag, September 04, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 7


Digitalfotoaufnahme von Heinz Honzler, August 2006


Sonnige Mutterliebe strahlt Erbarmen, Licht und Wärme aus

Das Zutrauen des gläubigen Volkes wurde reichlich belohnt. Einige interessante Gebetserhörungen mögen hier zum Lobe Gottes, des Dreieinigen und seiner glorwürdigen Tochter, Mutter und Braut, Unserer Lieben Frau vom Ahorn beigefügt werden. Alles selbstverständlich im Sinne des Dekretes von Papst Urban VIII.
1. "Der Sohn einer betagten Mutter war des Gebrauchs der fünf Sinne nicht fähig. Damit das bedauernswerte Kind nur von Mutterliebe betreut und nie fremden Händen übergeben werde, machte sie das Versprechen: Wenn der liebe Gott mein armes Kind vor mir holt, will ich der Mutter Gottes im Ahorn gedenken. Es ging nicht lange und der Jüngling bekam eine Lungenentzündung. Er konnte mit dem Sakrament der hl. Ölung versehen werden und ruht nun auf dem Gottesacker zu St. Moritz der glorreichen Auferstehung entgegen. Die dankbare Mutter starb bald nach ihm. Sie hatte für die Gnadenkapelle im Ahorn ganze 1000 Fr. gespendet."
2. "Eine Witwe mit großem Heimwesen hatte einen wackeren, erwachsenen Sohn. Dieser erkrankte gerade vor der Heuernte an einer lebensgefährlichen Entzündung. In wie großer Sorge stand die Mutter! Sie machte das Versprechen, daß sie der Mutter Gottes im Ahorn reichlich gedenken wolle, wenn der Sohn die Operation gut bestehe und wieder bald arbeiten könne. Alles ging gut vonstatten; bis zum Heuen war der Sohn wieder hergestellt. Die Mutter aber hat ihr Versprechen reichlich gehalten. So sind die Bausteine für ein neueres, größeres Heiligtum im Ahorn zusammen gekommen."
3. "Ein Familienvater beteuert seinem Seelsorger: Ich mag im Haus und Gaden was immer für ein Kreuz haben; es ist mir noch immer geholfen worden, wenn ich eins aus der Familie in den Ahorn geschickt zum Wallfahren."
4. "Ein Siebzehnjähriger erkrankte plötzlich an Kinderlähmung. Die Mutter versprach eine Wallfahrt nach dem Ahorn. Eine merkwürdige Wendung zur Besserung trat ein, bald konnte er aus dem Spitalaufenthalt entlassen werden. Keine Spur gefürchteter Nachwirkungen stellte sich ein, er stand als strammer Soldat an der Grenze."
5. "Ein junger Familienvater konnte unter günstigen Bedingungen ein langersehntes, vielbegehrtes Heimwesen sehr günstig kaufen. Die Frucht einer dafür gelobten Ahornwallfahrt."
6. "Als Anno 1918 die Grippe auch im Tessin unter den Soldaten wütete und manches Opfer forderte, versprach einer, in größter Lebensgefahr, der Ahornmutter in der Heimat fest vertrauend, eine Wallfahrt zu ihrem Heiligtum. Er überstand die Gefahr. Immer wachsende Dankbarkeit zieht seine gesunde neunköpfige Familie des öftern hin, wo Maria, das Heil der Kranken, den lieben Vater gesunden ließ."
7. "Im April 1940 hatte ich den linken Fuß mit heißem Wasser verbrannt. Unter großen Schmerzen fing er an zu eitern. Schon war der Knochen angegriffen. Der Arzt machte wenig Hoffnung. Nur ein außerordentliche Mittel könne helfen. Ich versprach in meiner Not eine Wallfahrt in den Ahorn. Von der Stunde an ließen die Schmerzen nach, im Mai konnte ich wieder gehen und wagte bald den weiten Weg zur Gnadenmutter, um für die auffallend schnelle Hilfe zu danken. - Wie oft kam ich schon mit meiner seligen Mutter in den Ahorn, wie oft durfte ich von meinen lieben Eltern vernehmen, wie sie erhört wurden, auch mir ist im Ahorn immer geholfen. Mögen noch immer mehr Leute mit Anliegen bei der Ahornmutter Zuflucht und Trost suchen und finden."
Diese sieben verbürgten Gnadenerweise mögen das Vertrauen aller belohnen, daß sie, wie so viele, lobpreisend bekennnen: "Vom Ahorn kehrte noch keiner heim ohne Hilfe und Trost." - "Im Ahorn bschüßt's Bete allewil!"
Die aber "nicht erhört werden", möge die Eigenart der Gottesmutter trösten, das Kreuz nicht wegzunehmen, sondern tragen zu helfen. Wenn auch du, wie die meisten Pilger, wieder mit dem alten Kreuz und dem gleichen Leid beschwert heimkehrst, geht doch nicht mehr der gleiche Kreuzträger heim, nicht mehr der mit dem alten Widerwillen und der früheren Verdrießlichkeit. Er kehrt zurück im Bewußtsein: "Maria hat geholfen, weil ich jetzt überzeugt bin, es ist besser für mich, mein Leiden weiter zu tragen!" Nicht erhörte Ahornpilger bekennen großen Mutes: "Wenn ich in diesen schweren Prüfungen nicht Hilfe und Trost im Ahorn gefunden hätte, wäre ich oft in Kummer und Sorge untergegangen. Maria hat geholfen, das Kreuz zu lieben!" Eine wertvolle Gebetserhörung, die seelisches Wunder werden kann.
Mutter vom Ahorn, gütige, milde, strahle weiter Erbarmen, Licht und Wäre aus, allen, die wir kindlich Dir vertrauen!

Dienstag, August 29, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 6

Die Ahorn-Kapelle
Ölbild von Toni Weishaupt, Aufnahme von Heinz Hongler

Sieghafter, lichtheller Tag

Kaum barg das neue Heiligtum sein kostbares Kleinod, traten auch Gebetserhörungen ein. In den ersten Tagen schon hing ein schwerer, silberner Rosenkranz neben dem Gnadenbild und dabei die handschriftlichen Worte: "Maria hat geholfen, Maria wird weiter helfen." Die Votivgeschenke mehrten sich so, daß man sie sorgsam bewachen mußte und sie schließlich zu einem Kapellfonds verwertete.
Eine merkwürdige Bewegung erfaßte das gläubige Appenzellervolk: Prüfte Krankheit im Familienkreis, plagte Heimweh in der Fremde, suchte Unklarheit in Standes- und Berufssorgen die Zukunft zu verdüstern, bangten Mütter um werdendes Leben, brachten finanzielle Schwierigkeiten kummervolle Tage und schlaflose Nächte; war im Stall nicht alles in Ordnung, mahnten Seuchengefahr und Witterungskatastrophen, daß nur noch Hilfe von oben Rettung bringe, so wurde "in den Ahorn versprochen", so nahmen einzelne oder größere Gruppen nach alter Vätersitte den mühsamen Weg unter die Füße, den Rosenkranz in die Hand, ins Herz aber ein felsenfestes Vertrauen auf die Gnadenmutter, von der "noch nie gehört, daß sie eine Bitte nicht erhört!" Die erste Gemeindewallfahrt mit Kreuz und Fahne hielten die braven Schwendener, aus deren Kreis die drei Initianten stammten.
Keine Schranken hemmten nunmehr den Zug und Gang zur Mutter der Gnade und Barmherzigkeit. Eine Sorge aber drückte von Jahr zu Jahr schwerer: das Ahornkirchlein war zu sehr Bethlehem und Nazareth an Kleinsein und Einfachheit - daß es doch an Weihe und Weite mehr dem Saal von Jerusalem gleichkäme, darin Maria das Pfingstwunder erlebte! Dies wurde immer dringender der leise, dann der immer lautere Wunsch der zahlreichen Pilger. Und die Erfüllung nahte beglückend und ward zu einem lichthellen Tag. Reichgeflossene Almosen, Künstler und Werkmeister, an Geist und Herz, an Kenntnis und Können der hohen Aufgabe würdig, schufen 1937 das neue Ahornheiligtum.



Aufnahme von Heinz Hongler, 7.8.2006

Bis aber der Gottesmutter Bild in das neue Heim einziehen konnte, wies man ihm einen gar würdigen Warteraum an in der Kirche des Frauenklosters "St. Maria der Engel" in Appenzell, in der "Klos". Einst beim braunen Vater in der Ferne, jetzt war es bei den braunen Schwestern in seraphischer Hut. Wie sich die Schwestern im Frauenkloster glücklich schätzten und geehrt fühlten, die Ahornmadonna auf ihrem Herz-Jesu-Altar zu grüßen und Zeuge zu sein der zahlreichen Verehrer. Auch Kleid und Krone der Madonna und des Jesuskindes wurden in diesen Tagen erneuert. Der 25. Oktober sah eine eigene Ahornfeier. In Prozession wurde das Gnadenbild im ganzen Kloster herumgetragen, die Schwestern beteten, sangen und schlossen im Konvent die Marienhausweihe mit dem Lied: "Es blüht der Blumen eine...". Dazu berichtet die Chronik: "In den Augen vieler glitzerte eine Träne; war's eine Freudenträne oder eine Träne der Wehmut beim Gedanken an den baldigen Abschied von unserer uns lieb gewordenen Ahornmutter!" - Sicher war diese Heimsuchung Mariens in der "Klos" ein Dank der Mittlerin aller Gnaden für das unermeßliche Gute, das die Schwestern seit Jahr und Tag durch Gebet und Opfer, durch weise Lehre und guten Rat dem Land und Volk Appenzell getan.
Der 9. November 1937 stieg auf, zwar äußerlich trübe, an Würde aber lichthell und froh, der Tag der Kapellweihe. Von der Pfarrkirche zog die Prozession fort mit anfänglich 500 Pilgern, den Steg in der Blacken passierten gezählte 1192, an der Weihestätte grüßten mit Zuzug derer von Sonnenhalb und Kau über 1300 Pilger das festliche Heiligtum. Die Weihe nahm seine Exzellenz, der hochwürdigste Bischof Dr. Aloisius Scheiwiler von St. Gallen vor mit Assistenz des HH. Dekans Dr. Edmund Locher und seiner schwarzen und braunen Geistlichkeit. Die erhebende oberhirtliche Festansprache betonte die Freude über das neue innerrhodische Heiligtum und begeisterte zu getreuer Nachfolge Christi unter mütterlicher Führung der lieben Gnadenmutter vom Ahorn! Die ergreifende "Ahornprimiz" aber zelebrierte in jugendlicher Frische der 76jährige HH. Kommissär Andreas Breitenmoser, der große Verehrer und Förderer der Ahornmutter und ihrer Wallfahrt. Hin und zurück schritt er den ganzen Pilgerweg, je 3 1/2 Stunden, zu Fuß und laut betend mit. Die erhebenden liturgischen Gesänge des Cäcilien-Männerchores Appenzell lösten alte Volksmarienlieder in weihevollster Feststimmung ab. Eine verdiente einfache Atzung einzelner Gruppen rings um die Kapelle mutete recht evangelisch an; die 84jährige Großmutter Stark leistete Marthadienste. In den Herzen der heimkehrenden Pilger aber mochte der Unterschied zur ersten Kapellweihe freudig stimmen: damals alles so verborgen, fast schüchtern, heute wirklich ein sieghafter, lichtheller Tag, den der Herr seiner Mutter bereitet: "Laßt uns Freude haben und frohlocken in ihm!"

Nun eine kurze Würdigungdes Heiligtums selbst.
Ein verdienter, begeisterter Freund des Ahorns, Herr Dr. Karl Neff, schrieb in der Kulturbeilage der "Ostschweiz", 1944, Nr. 21: "Aus dem reichen Almosen wurde im Jahre 1937 die neue Ahornkapelle nach den Plänen des Kunstmalers Johannes Hugentobler in Appenzell gebaut. Das Kirchlein ist elf Meter lang und acht Meter breit. Es hat einen scheinbar herkömmlichen Grundriß, ein Rechteck mit an der Chorseite abgeschnittenen Ecken. Wenn man aber die Kapelle näher betrachtet, spürt man, wie der Erbauer in zeitloser Gültigkeit das Kirchlein entwarf, und man sieht, daß bei diesem prächtigen Bau wackere, währschafte Handwerkerarbeit geleistet wurde.
Das Fundament des Kirchleins besteht aus Findlingen des Säntisgletschers, auf die man die drei Meter hohe, kalkbestrichene Ziegelmauer erichtete. Ein steiler Dachstuhl schließt sich an, und oben auf dem First sitzt keck ein sechseckiger Dachreiter, der ebenso wie der Dachstuhl mit Schindeln aus feinjährigem Bergholz gedeckt ist, das vom nahen Kronberg stammt. Ein helles, frohes Es-moll-Glöcklein erfüllt das Tal mit jubelndem Klang und ladet die Besucher zur Sammlung und zum Gebete ein. Das geräumige Vorzeichen mit vier kräftigen Säulen aus Lärchenholz schützt den Eingang zur Kapelle. Von diesem Vorraum erblickt man durch ein breites, kräftiges, eisenbeschlagenes Holzgitter das Innere mit dem originellen, frei im Raume stehenden Altar. Der Altartisch aus Nußbaumholz ist mit schwerem Eisen beschlagen. Die hohe Säule des Altares trägt und hält das Gnadenbild unserer lieben Frau.


Aufnahme von Heinz Hongler, 7.8.2006

Es ist umrahmt von fünfzehn runden, farbensatten Bildern von dreißig Zentimeter Durchmesser, die Kunstmaler Johannes Hugentobler, Appenzell, entworfen hat. Die Firma Fräfel, kirchliche Metall- und Kunstwerkstätte in St. Gallen, hat diese Bilder farbengetreu in Email ausgeführt. Diese Psalterbilder versinnbilden in glutigen Farben die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes. Sie sind wie leuchtende Edelsteine auf einem goldschimmernden Metallteppich verteilt, der frei vom Gebälke des Daches herunter hängt und goldig in dem hellen Raum der Kapelle leuchtet. Unten rechts blühen die Bilder des freudenreichen Rosenkranzes in tiefem Blau als Grundton, links davon mit dunkelrotem Untergrund leuchten die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes, und darüber schweben weit in lichten Himmelshöhen die Darstellungen des glorreichen Rosenkranzes in strahlendem Gelb. Inmitten dieser Farbenpracht, diesem innigen, sinnigen Dreiklang von Erdenfreude, Erdenleid und höchster Himmelsseligkeit, erhebt sich das Gnadenbild der Muttergottes. Die Ahornmadonna ist nicht mehr allein. Sie steht mitten im Leben des Heilandes. Sie ist aber zugleich auch hineingestellt in das ganze Leben des Menschen, das auch zwischen Freud und Leid dahingeht und, wie wir zuversichtlich hoffen, in der Verklärung des Himmels beglückende Vollendung findet.
Ganz geheimnisvoll ist das Licht in der Ahornkapelle. Es gibt dem hohen Raume eine eigene, helle Atmosphäre. In den Seitenwänden sind vier kleine Fenster aus weißem, undurchsichtigem Opalglas eingelassen, damit nichts von außen die Stille und Sammlung störe. Die Hauptlichtquelle aber bleibt dem Beter verborgen. Das Licht strömt heiter aus 19 Fenstern von oben und hinten in die Kapelle, erfüllt den Raum mit unsäglichem Frieden und beleuchtet still und heimelig die Madonna auf dem Altare. Im Innern ist der trefflich gezimmerte, steile Dachstuhl in der Farbe hellbraunen Honigs sichtbar.
Der grasbewachsene, ebene Vorplatz der neuen Wallfahrtskapelle ist weit und umfriedet von kräftigem, niederen Mauerwerk, das mit breiten, rötlichen Melserplatten belegt und bequem zum Sitzen ist. Um diese Mauern wurde ein Tannenlebhag gepflanzt. Ein hölzerner Kreuzhag schützt vorläufig noch die jungen Schosse."
Begreiflich, daß Fachmänner mit Namen dem einzigartigen Werk unseres heimatlichen Maler-Architekten vollstes Lob spenden, begreiflich auch, wenn Kunstmaler Richard Seewald der neuen Kapelle das Urteil eines alten Meisters widmet: "Dich schuf das Herz!" - Der geniale und liebenswürdige Schöpfer von Neu-Ahorn verdient manch dankbares Ave zur Gandenmutter.
Eine Einsendung im "Appenzeller Volksfreund" vom 11. November 1937 bemerkt abschließend: "Der 9. November 1937 war für den Ahorn ein historischer Tag, ist er doch an diesem Tage so recht unserer kleinen Heimat kleines Nationalheiligtum geworden. An diesem Tage ist diese einsame, bach- und waldumrauschte Alpweide größer geworden als die Berge, die sie so gewaltig umstehen. Sie ist und bleibt einer der vielen strategischen Punkte auf der Linie der großen Offensive der Übernatur, mit der Gott eine in Sünde und Materie versunkene Welt auf dem Wege der Liebfrauenminne der Vorahnen zurückerobern will."

Dienstag, August 01, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 5


Die erste Ahornkapelle: 1895

Aufsteigende Morgenröte über Ahorn

Es muß unsere liebe Männerwelt beglückend stimmen, daß nicht ein armes Mädchen wie in Lourdes, nicht ein unschuldiger Kinderkreis wie in Fatima der Ahornwallfaht Leben und Antrieb brachte, sondern eine Gruppe wackerer Alpsteinbauern, sorgenbedrückte Familienväter mit glaubensstarkem Sinn und liebwarmem Fühlen für die Mutter Gottes. Ihr wollten sie alles sagen, alles klagen, alles trostgewiß anvertrauen. Die folgenden Ausführungen geben ehrenwörtliche, amtlich beglaubigte Aussagen Nächstbeteiligter wieder.

Der Ahorn lebte seit Jahrhunderten als Gnadenstätte der Gottesmutter, aber kein Heiligtum nahm die hilfsbedürftigen Pilger auf, kein Türmchen wies den weiten Pfad, kein Glöcklein lockte mit hellem Klang, kein sakraler Raum sammelte die vertrauenserfüllten Beter. Längst zitterte das Verlangen darnach in ungezählten Herzen.
Aber es blieb beim Verlangen. Die Alpweide war nach einem mächtigen Ahornbaum benannt, der dort wuchs. In seinem ausgehöhlten Stamm konnte ein Mann stehen. So bot er auch Raum für das ehrwürdige Muttergottesbild. Die rauschende Ahornkrone aber sang von Liebe und Vertrauen zur Mittlerin aller Gnaden. Später fand das Bild in einer Hütte Platz.
Anfangs der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts trieb der Pfingstgeist drei Männer zu ernstem Raten über Plan und Bau einer Kapelle im Ahorn. Ihre Namen seien hier dankbar festgehalten:
Johann Baptist Fuchs, Hauptmann und Kantonsrichter, Wees, Triebern (Fochsehambisch), geb. 8.4.1853, gest. 24.10.1912;
Johann Anton Dörig, Triebern (Lehner), geb. 4.10.1838, gest. auf Meglisalp 1.9.1898;
Johann Baptist Inauen, Triebern (Hanesehambisch), geb. 24.1.1826, gest. 17.9.1894.
Diese drei Wackeren kamen öfters nach Feierabend zusammen. Manch andächtiges Ave begleitete ihre Beratungen. Doch stieß der Plan auf größte Schwierigkeiten. Diese lagen nicht in der Platzfrage, denn der Besitzer der Alp, Kirchenpfleger Sutter, zeigte sich sehr entgegenkommend. Gerne hätte er ein nach Platz und Größe ganz beliebig zu wählendes Stück der Alp ohne jede Belastung abgetreten. Die Behörden fanden jedoch den Bau nicht für notwendig, es könne höchstens ein Bildstöcklein in Frage kommen.
Marienliebe aber macht tapfer und erfinderisch. So zog Fochsehambisch mutig zu Exzellenz Bischof Dr. Augustinus Egger in St. Gallen. Er fand dort gütige Aufnahme und den klugen Rat, er solle versuchen, erst das Gnadenbild zurückzubekommen; doch das werde schwer gehen. Den Mutigen helfen Gott und Maria, sann er, und ging für zwei Tage zu P. Eberhard nach Mastrils. Begreiflicherweise sträubte sich der Pater gegen die bedingungslose Herausgabe des Bildes. Er allein wußte, was es ihm war und was seinen Schutzbefohlenen. Der gute Fochsehambisch kehrte ohne das Bild, aber nicht ohne Vertrauen und nicht ohne den Segen der Gottesmutter zu beiden Freunden zurück. Monate vestrichen. Man betete und plante weiter. Auch der Gnädige Herr in St. Gallen wandte sich schriftlich an P. Eberhad. Dieser zeigte sich nun geneigt, dem Wunsch zu entsprechen unter der Bedingung, daß eine Kapelle gebaut werde. Als bei einer abendlichen Besprechung die Nachricht von der möglichen Rückkehr des Gnadenbildes eintraf, haben nach einem Augenzeugenbericht alle drei Initianten vor Freude wie Kinder geweint. Auch weckte das Durchsickern der Kunde allenthalben große Freude und erwirkte bald die obrigkeitliche Erlaubnis zum Kapellbau.
Die drei Initianten sorgten, daß unter Mithilfe ihrer kräftigen Buben Kies, Sand, Ziegel und Steine von Blacken herauf zum Bauplatz getragen wurden. Drei Meister von Appenzell teilten sich in die Maurer-, Zimmer- und Schreinerarbeiten. Nochmals spukte der Böse. Feuer vernichtete das naheliegende Gaden und das darin zugerüstete Holz für die Innnenausstattung der Kapelle, gefährdete sogar diese selbst. Aber noch reichlicher flossen nun die Gaben und Weihegeschenke.
Indessen brachte P. Eberhard selbst einige Tage vor dem 22. Juli 1895 seine kostbare Last ins Kapuzinerkloster nach Appenzell. Kommissär Räss sorgte für ein Fuhrwerk über den Stoß und war bereit zu einer würdigen Kapelleinsegnung mit Ansprache. Der 20jährige Sohn des Gründers der Kapelle, Fochsehambischebueb, hatte die "damals unfaßbare Ehre", das Muttergottesbild in der gleichen Woche vom Kapuzinerkloster aus an Ort und Stelle in den Ahorn zu tragen.
Treuherzig erzählte mir der nun 70jährige rüstige Greis selber: "Der Pater, der mir das Gnadenbild im Klostergang nur zögernd überließ, ermahnte mich sehr ernst: 'Denk wohl, noch nie hatte ein Junge solch ein Glück; erst im Alter wirst du daran denken, was für eine kostbare Bürde du zu tragen gewürdiget warst.' Ungefähr nachmittas drei Uhr langte ich im Ahorn an und im Beisein des Pächters der Weid Ahorn öffnete ich die Kiste. Vor uns erblickten wir mit Ehrfurcht und Staunen das in Samt und Seide gekleidete Muttergottesbild. Als ich es heraushob, gewahrten wir mit Verwunderung den Axthieb und die verkohlte Seite. Mit tiefster Andacht stellte ich dann die Statue auf den Altar. Sogleich begann mein Nebenmann erbärmlich zu schluchzen und zu beten. Nicht wenig erschrak ich. Er aber bat mich, bei ihm über Nacht zu bleiben, denn gewiß werde ein fürchterliches Hagelwetter losbrechen, weil der Senn wieder erscheinen und um Barmherzigkeit flehen werde für seine Versündigung am Bilde. Die Furcht trieb mich nach Hause. Es gab kein Unwetter, kein Geist störte des Sennen Nachtruhe."
Streng war es dem glücklichen Muttergottesträger eingechärft worden, ja über seinen Auftrag zu schweigen. Die Einsegnung verlief möglichst ohne Aufsehen. Auch Kommissär Räss war verhindert, die Einsegnung selbst vorzunehmen. In seinem Auftrag zog gegen Ende Juli 1895 ein einfacher Pater ganz allein über Sonnenhalb nach dem Ahorn,vollzog im Beisein des Alppächters, Andres Anton Manser, die Einsegnung und kehrte über Triebern zurück. Da meldete er dem Fochsehambisch: "So, jetzt wär's in Ordnung!", und zum "Bueb" gewendet: "Dich hätte ich als Ministrant brauchen können!" Die Stellungnahme der kirchlichen Vorgesetzten war immer noch aus Gründen der Klugheit sehr zurückhaltend, vom Gedanken des Ratsherrn in der Apostelgeschichte geleitet: "Ist das Werk Gottes Werk, können wir nichts dagegen; ist es aber Menschenwerk, wird es von selbst zerfallen!"
Und es erwies sich als Gotteswerk! Der hl. Geist erweckte immer zahlreichere Pilger; mit Anliegen schwer beladen zogen sie zum Ahorn. Viele trieb auch die Neugierde, um am Gnadenbild die Spuren der früheren Verwüstungen zu sehen. Bald krönte ein Türmchen das kleine Heiligtum. Ein Glöcklein sendet seither täglich seinen dreifachen Avegruß über Tal und Berge und muntert auf zum Vertrauen auf die Mutter vom Ahorn!
Nun, liebe Mutter vom Ahorn, milde Königin, gedenke, wie's auf Erden unerhört, daß zu dir ein Pilger lenke, der verlassen wiederkehrt!
Maria, "aurora consurgens, austeigende Morgenröte!"

Dienstag, Juli 18, 2006

Die Ackerkapelle


Digitalfotoaufnahme von Heinz Hongler, August 2006

Die jüngste der "Maria-Hilf"-Kapellen der Pfarrei Appenzell steht auf einem Grundstück, das früher Lehensgut war und somit dem Fürstabt von St. Gallen gehörte. Gebaut wurde sie 1901.
Die Kapelle Maria-Hilf im oberen (früher: im kurzen) Acker, Hinterlehn, Gehrenberg, mißt gemäß Jakob Signer 13 m2. Über ihren Bau heißt es auf einer Tafel im Innern:
"Im Jahre 1900 hat Johann Baptist Speck in Schwende diese Kapelle erbauen lassen - 50 Jahre zuvor hatte er, von argem Drüsenleiden behaftet, an dieser Stelle geruht und in seiner Not mit Vertrauen die Hilfe unserer lieben Frau angerufen. Alsbald wurde ihm Linderung und nach 14 Tagen volle Genesung von der langjährigen Krankheit zu teil."
Es dürfte sich bei diesem Joh. Bapt. Speck um den damaligen Besitzer des oberen Ackers gehandelt haben; die Familie Speck kam noch vor 1800 zu dieser Liegenschaft, die bereits im Missale von Appenzell um 1300 verzeichnet ist. 1829 kaufte sie Josef Speck, 1865 Johann Baptist Speck. 1910 kam sie dann auf einer freiwilligen Versteigerung an Johann Baptist Broger, Grund, Gonten, 1918 an dessen Sohn Johann Josef. Verwalter der Kapelle ist seit mehreren Jahrzehnten (seit 1948) Franz Broger-Breitenmoser, Zweibrücken, Gais. Wie er nicht ohne Stolz betont, mußte sie noch nie renoviert werden, hauptsächlich deswegen, weil jedes Jahr kleinere Unterhaltsarbeiten ausgeführt werden.
Die Kapelle, die am Feldweg vom Hinterlehn zum Saul liegt, ist gemäß dem Kunstdenkmälerband über Innerrhoden ein "einfacher Bethäuschentypus". Geweiht wurde sie an einem Maisonntag, nachmittags um 15 Uhr (am 19. Mai 1901). der Altar wurde im Jahre 1908 erstellt, und zwar von Johann Knechtle, Dachdecker in Schlatt, und von Johann Koster, Unterstein, Enggenhütten. Zwei Altarleuchter stammen aus der Zeit der Renaissance; sie werden dem 16. Jahrhundert zugeordnet. Der Kreuzweg in der Kapelle wurde in den dreißiger Jahren von Familie Sutter-Speck, Rapisau, gestiftet.
Wie Franz Broger zur Geschichte ergänzend zu erzählen weiß, baute Joh. Bapt. Speck die Kapelle erst, nachdem er einen Wink von oben erhalten hatte. Speck, ein "Kopflissepes", stürzte nämlich von der Heubühne und brach sich dabei ein Bein - da erinnerte er sich des Versprechens, das er ein halbes Jahrhundert zuvor im jugendlichen Alter von vielleicht 20 Jahren getan hatte.
Im Mai wird übrigens immer noch jeden Sonntag abend eine Maiandacht gehalten, um 18 Uhr, und zwar bei "jedem Wetter", wie Franz Broger betont.


Digitalfotoaufnahme von Heinz Hongler, August 2006

Abgeschlossen sei dieser Beitrag mit einem Gedicht an die Muttergottes, das sich auf der "Gründungstafel" findet.

Wer rief Dich nie vergebens,
Maria, hoffend an?
Du, Mutter alles Lebens,
Du brichst des Todes Bann!
Du trägst auf Mutterarmen
den größten Wunderheld,
Die Gnade, das Erbarmen,
den Trost der ganzen Welt.
Aus: Licht und Freude aus dem Glauben, 1994, Herausgeber: Pfarrei- und Kirchenrat St. Mauritius, Appenzell

Der Innerrhoder Alpsegen

Freitag, Juli 14, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 4

Das Marienbild in segensvoller seraphischer Hut

Neben diesem leidgeprüften Marienkinde Anna Maria Enzler ist Kapuzinerpater Eberhard Walser die um die Ahorngnadenmutter verdienteste, historisch sichergestellte Persönlichkeit.
In wahrhaft seraphischer Marienminne gehütet, blieb nun das kostbare Kleinod durch beiläufig 30 Jahre bei P. Eberhard. Die Verdienste dieses Kapuziners rechtfertigen es vollauf, die Ahornfreunde näher mit ihm bekannt zu machen.

P. Eberhard Walser wurde geboren am Frühlingsheiligkreuztag, den 3. Mai 1837, im stattlichen Oberländerdorf Flums. Zwei Schwesterchen, Barbara und Regina, begrüßten entzückt ihr willkommenes Brüderlein Johann Peter. Der Vater, ein begüterter Bauer, diente dem Kanton St. Gallen als Verfassungsrat und starb schon 1856. - Johann Peter treffen wir 15jährig an der Kantonsschule St. Gallen, später am Kollegium in Schwyz. Am 14. Oktober 1858 weihte er sich Gott und dem seraphischen Orden durch die heilige Profeß in Zug. Zu einer ausnehmenden Feierlichkeit gestaltete sich die Primiz. Ganz gegen den damaligen Provinzgebrauch durfte er in seiner Heimatgemeinde das hochheilige Estlingsopfer darbringen. Wegen außerordentlichen Volksandranges von nah und fern mußte die Feier unter freiem Himmel gehalten werden. Als geistlicher Vater und Festprediger erbaute der berühmte Kapuzinerprovinzial P. Anizet Regli von Andermatt die über 2200 köpfige Beterschar. - Das erste Wirkungsfeld für P. Eberhad wurde Appenzell,von 1861 bis 1868. In diese Zeit fällt sein Pfarrvikariat in Rorschach, die Rorschacher wollten ihn dann gleich als Pfarrer behalten. Ähnlich ging es nachher im st.gallischen Berg, hier wurde er sogar Ehrenbürger. In Appenzell machte er seine segensreiche Vorschule als Christenlehrer in Steinegg und in der Lank, als gesuchter Beichtvater und als unermüdlicher Berater und Tröster in allen möglichen Anliegen für Leib und Seele, Haus und Stall. Anfangs 1868 befiel den gotterleuchteten Apostel und Beter eine schwere Krankheit. Längere Zeit schwebte er zwischen Leben und Tod. Die Sorge um seine Rettung bewog offenbar Anna Maria, die der Segen der Ahornmutter so oft stärkte, dem teuren Seelsorger aus Dank und Vertrauen das Gnadenbild zu schenken. Und Maria hat geholfen. P. Eberhard genas wieder. - Am Wundmalfest des seraphischen Vaters Franziskus, den 17. September 1869, rief ihn der Gehorsam nach kurzem Aufenthalt in Wil nach Mastrils, einem eine schwache Stunde hoch ob Landquart gelegenen Antoniuswallfahrtsort. Die Obern setzten das ganze Vertrauen auf den 32jährigen P. Eberhard; er sollte die schweren Krisen in Pfarrei und niederliegender Wallfahrt überwinden. Der Erfolg zeigte, wie die Obern mit seiner Berufung vom Heiligen Geist geleitet waren. P. Eberhards Klugheit und Gottvertrauen stellten Frieden und religiösen Geist der Gemeinde sichtlich her. Die Antoniuswallfahrt begann zu blühen, die Pilger mehrten sich. Immer deutlicher erwies sich der Pater als weiser Ratgeber und erfolgreicher Beter. Zu Tausenden kamen Heimgesuchte und Leidgeprüfte in allen möglichen Anliegen. Prälaten und Professoren suchten Rat, Geschäftsleute und Bauern hofften auf seine Hilfe; alt und jung, Gesunde und Kranke pilgerten hinauf zum "heiligen Vater", so wurde er nämlich von Mund zu Mund, sogar auf Postadressen genannt.
Der Verfasser hatte selber das Glück, als junger Rhetoriker beim "Wundermann" zu weilen und Zeuge zu sein, wie er trotz belagertem Sprechzimmer noch für seraphische Gastfreundschaft Zeit zu finden wußte.
Das Geheimnis seiner "Gotteskraft" und oft wunderähnlichen Erhörungen - freut euch, liebe Ahornpilger -, das war eure, damals noch seine Ahornmadonna! Nie öffnete er einen Brief in Gegenwart anderer. Er zog sich dann zurück zu seinem göttlichen Freund im Tabernakel und immer wieder zu seinem "Lieblingsschatz", dem Gnadenbild!

Pater Eberhard Walser, OFMCap
P. Eberhard war gar kein Freund photographischer Aufnahmen. Als man eine solche von der "Muttergottes im Ahorn" anfertigte, lockte ihn kluge List in deren Nähe. Damit wurde uns das Bild gesichert: Maria vom Ahorn und ihr seraphischer Hüter.
Indessen machten sich immer mehr Stimmen bemerkbar für die Heimkehr der Ahornmutter, zumal auch der Kapellenbau ernstlich in Frage gezogen wurde, so daß sich ihr Hüter schweren Herzens damit abfinden mußte, dem Drängen nachzugeben. Es mag die Madonna selber geheimnisvoll gesagt haben: "Bruder, ich möchte heim, laß mich ziehen! Ich werde dir aber immer nahe sein. Vertrau mir!"
Der damalige Ahornbesitzer, Kirchenpfleger Sutter, nahm für die Wiedergewinnung des Gnadenbildes seinen in höchstem Ansehen stehenden Schwiegervater, Landammann und Ständerat J. B. E. Rusch, zu Hilfe. Dieser schrieb von Bern aus, wo gerade Bundesversammlung stattfand, am 10. Juni 1880 an P. Eberhad: "... Es ist dem Besitzer der Weide Ahorn die Kunde geworden, daß sich das Bild in Ihren geehrten Häden befinde. So sehr sich der Besitzer genannter Weide einerseits glücklich schätzt, das verehrungswürdige Bild so gut aufgehoben zu wissen, liegt ihm andererseits doch nicht ganz recht, daß sich in besagter Weide kein Zeichen früherer Pietät mehr vorfindet, und er ist nicht unschwer zu dem Versprechen veranlaßt worden, an schönster Stelle besagter Liegenschaft eine Kapelle errichten zu lassen, falls ihm das ursprünglich am Ort gestandene Bild wiederum (zu besagtem Zwecke) überlassen würde.
Ich begreife wohl, daß es Ihnen Bemühungen verursachen mag, sich von dem Bild zu trennen; der höhere Gedanke jedoch, dadurch den Bau und den Unterhalt einer Kapelle in unseren Weiderevieren zu sichern und zugleich dadurch das Andenken einer altehrwürdigen Einsiedelei im besten Sinne wieder aufzufrischen, wird Sie wohl eher zu einem Ja, als zu einer Abweisung des gewiß löblichen und opferfreudigen Unternehmens stimmen..." (Originalbrief im P. A.)
P. Eberhard war zur Herausgabe des Bildes bereit, wenn wirklich eine Kapelle gebaut würde, in der man die hl. Messe lesen könne. Diese Bedingung stieß auf Widerstand in Appenzell; für zehn Jahre verlief die Sache im Sande.
Auf alle Fälle verfaßte der Pater eine schriftliche Erklärung in dem Sinne: "Sollte die Kapelle je in einen unwürdigen, ihrem Zwecke nicht mehr entsprechenden Zustand verfallen, oder sonst sich etwas ereignen, was die Verehrung dieses Bildes an diesem Orte hindern oder verunmöglichen würde, so hat das titulierte Kapuzinerkloster Appenzell allzeit das Recht, das Bild als sein Eigentum zu betrachten und darüber zu verfügen, respektive dasselbe wegzunehmen." (P. A. 17.7.1895).
P. Eberhard wirkte durch 37 volle Jahre in Mastrils. Ein unerschütterliches Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, treueste Verschwiegenheit, rührende Genügsamkeit, beispiellose Gastfreundschaft zeichneten diesen Mann Gottes aus. Mitten in die Mastrilserzeit fiel der Tod seiner 84jährigen Mutter, die ihm durch Gebet und Opfer wertvolle Hilfe bot. Dann folgte für ihn als sicherstes Zeichen wahrer Auserwählung und Gottesliebe eine gut fünfjährige Passionszeit verdemütigender, seelenrettender Krankheiten und Leiden, bis er am 12. Februar 1911 im Kreise barmherziger Brüder des Johannesstiftes Zizers und befreundeter Priester den Flug in die ewige Heimat nahm. In einem triumphalen Leichenbegängnis fand er mit dem Segen der Kirche die irdische Ruhe.

"Und wenn ich stumm und starr dann liege,
so sprecht zum Segen über mich:
Du liegst im Tod auch nicht verlassen,
Dein Heiland sieht herab auf dich!"

So hatte er unbewußt sein eigenes Grablied gedichtet.

Fortsetzung

Donnerstag, Juli 13, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 3

Sturm und Wetter gefährden das Gnadenbild

Die durch Marias Fuß machtlos getretene Schlange mußte sich winden vor Wut. Die Hölle ahnte wohl den herrlichen Sonnenglanz, der bald über der Ahorn-Madonna leuchten sollte. Es können deutlich zwei verschiedene Legenden auseinander gehalten werden: die Wildkirchli-Legende und die Sitter-Legende. Für die erste tritt ein nicht zu unterschätzender Gewährsmann ein, Kapuzinerpater Eberhard Walser. Im Provinzarchiv Luzern (P. A.) finden sich von ihm folgende geschichtliche Notizen:


"Dieses hölzerne alte Marienbild mit dem Jesuskind stammt nach den traditionellen Mitteilungen aus den ältesten Zeiten her. Es soll in den Zeiten der Reformation vieles, sehr vieles an ihm vorübergegangen sein! - Von noch Lebenden wird folgendes als sicher mitgetheilt: Vor ca. 150 Jahren (1690-1718) war dasselbe noch im Ahorn, Sonnenhalb, auf einer Alp, in einem hohlen Baumstamme, vor dem die Sennen, die nicht in den Gottesdienst gehen konnten, während demselben den Rosenkranz beteten. -
Auf diese Alp kam in der Folge ein reformierter Senn von Außerrhoden, der sie zum Lehen hatte, - und dem dann das Bild, das nun in einer Hütte Platz fand, - begreiflich im Wege war. Mit den Ausdrücken: "Jener Platz passe ihm am besten für die Saustande" - warf er das Bild unter schrecklichen Fluch- und Schmähworten - dreimal ins Feuer, - und eben so oft war es, wunderbar, ohne von den Flammen verzehrt zu werden, unversehrt, was man auf der Rückseite noch sieht - (es sind dort noch deutliche Spuren, daß es im Feuer gelegen, und daß sich die darauf angebrachte Farbe von selbst abgelöst -) wieder am gleichen Platze. -
Und der betreffende Heiligthumsschänder war von nun an so unglücklich, - krank, und ein so höchst unglückseliger bedauernswürdiger Tod war sein Los, - daß ein halbes Jahrhundert davon die Rede war.
Dieses Bild kaufte dann Hinkesetonneli, - und nahcher kam es in den Besitz des Bruder Anton sel. im Wildkirchlein, - und nachher in den seines Bruders Bodelisfranztoni, und nachher kaufte es ziemlich theuer, - Joh. Bapt. Manser, an dessen Kranken- und Sterbebett ich stand, und von dem derselbe manch Wunderbares, Außerordentliches, und Vertrauenerregendes erzählte.
Wenn man in Noth, Kummer und Sorgen vor demselben bete in kindlichem Vertrauen zu Maria, der Gottesmutter, werde man wunderbar getröstet werden und oft wunderbare Erhörung finden. Von diesem letztgenannten kam dann das Bild erbweise an Geschwister Enzler (deren Mutter Maria Johanna Manser, Mällishanneli, war; d. V.) und ist, durch besondere Fügung auf eigenthümliche Weise, - nun in dem rechtlichen Besitze des P. Eberhardus Walser, s. Z. Superior und kath. Pfarrer zu St. Anton, und soll lebenslänglich in dessen Besitz bleiben, der denn auch für eine weitere würdige Bestimmung desselben nach seinem Gutfinden sorgen wird."

Obwohl Pater Eberhard merkwürdigerweise nichts vom Axthieb und Wurf in den Weißbach berichtet und auch nichts von der Rettung aus der Sitter, lebt eine Version: das Bild sei schon im Bödeli, Sonnenhalb, gestrandet, und dann wäre eine Zeitlang der Eremit vom Wildkirchli, Bruder Anton Fässler (1802-1853), Besitzer gewesen. Nach seinem Tod sei es an dessen Bruder gekommen, wie P. Eberhard oben ebenfalls berichtet. In der Verzichtsurkunde auf das Gnadenbild vom 17. Juli 1895 (P. A.) stimmt Pater Eberhard der Rettung aus der Sitter auch zu.

Mehr verwurzelt ist im Volk die Sitter-Legende in folgender Fassung:
Im Herzen des religionsfeindlichen Sennen tobten geistige Wetter des Hasses gegen alles Katholische, insonderheit gegen die Mutter Gottes. Längst war ihm das Bild auf seiner Alp ein Dorn im Auge. Krankheit und Unglück schrieb er diesem verhaßten Bilde zu. Es sollte unschädlich gemacht werden. Erst riß er's aus der Baumhöhlung und verbarg es in einer Stallecke. Später warf er es unter Fluchen und Lästern ins Feuer unter dem Käskessi; es half aber nichts, denn die Statue blieb so gut wie unversehrt. Auch ein zweiter und dritter Versuch blieb erfolglos, die Holzstatue brannte nicht, ja das Käskessi sei sogar in Stücke zersprungen. Darüber noch mehr verbittert, nahm er die Axt. Auch mit der konnte er nichts ausrichten, sie traf das Holz, als ob es Stahl wäre. Die Axt flog vom Halme und verwundete ihn schwer. Unter schrecklichen Fluchworten warf er das Bild in den Weißbach hinunter. Tatsache ist, daß Brandspuren und Axthiebe noch am Bild zu sehen sind. In der gleichen Nacht sei ein fürchterliches Hagelwetter niedergegangen und habe die ganze Alp zerschlagen. Jahre hindurch wollte kein Senn mehr die Ahornalp nutzen. Den betreffenden Frevler, der sich so sakrilegisch am ehrwürdigen Ahornbild vergriffen, traf Gottes Strafe auf dem Fuß. Er hatte keinen frohen und keinen gesunden Augenblick mehr. Sein unglückseliger, bedauerswerter Tod ging noch durch Jahrzehnte von Mund zu Mund.

Mit Ehrfurcht folgen wir nun dem zur Vernichtung verurteilten Bild in den Wassern des Weißbaches, der am Talausgang in den Schwendebach und Brüelbach mündet. Alle drei zusammen werden jetzt Sitter genannt.

Der Verfasser erlaubt sich hier eine Zwischenbemerkung. In meiner ersten Priesterzeit vor beiläufig 40 Jahren fand ich in einem alten Buch, dessen nähere Bezeichnung mir leider abhanden gekommen, wie die Mönche der berühmten Stiftsschule St. Gallen den Namen Sitter katechetisch verwerteten. Diese Erklärung beeindruckte mich so stark, daß ich sie nie mehr vergaß. Der Name Sitter, die nahe bei der Stiftsschule St. Gallen vorbeifloß, gab Anlaß zur bildlichen Erklärung des Geheimnisses der hochheiligen Dreifaltigkeit. Wie in Irland, woher ja die St. Galler Mönche kamen, der hl. Patrizius das Geheimnis am Kleeblatt erklärte: ein Kleeblatt und doch drei Blättchen - so legten nun die St. Galler Mönche den Stiftsschülern den Namen Sitter aus als "sint tria unum - aus dreien wird eins, drei ist auch eins". Drei Bäche werden ein Fluß: Schwendebach, Brüelbach und Weißbach bilden die Sitter. So suchten die gelehrten Mönche Licht in das erhabenste Geheimnis zu bringen, vielleicht auch bei Gelegenheit eines größeren Ausfluges in das Gebiet der Abbatiscella.

Das Bild nahm nun, sagt die Legende weiter, den Weg durch die unruhige Sitter. Wie mag die Gottesmutter dort, wo der Fluß die Stützmauern der Pfarrkirche beleckt, ihrem göttlichen Sohn im Tabernakel ihr künftiges Wirken im Ahorn ans Herz gelegt haben und alle Anliegen, die einst dorthin zu ihr getragen würden, auch deine und meine Anliegen. In einem Wasserwirbel in der Nähe der Lankkapelle (abgebrannt mit dem Gasthaus "Rössli" am Mittwoch, den 19. April 1911) sei dann das Bild im Hochwasser gesichtet und gerettet worden.
Bis heute ist noch nie volle Klarheit darüber geworden, wie und wie lange es ging, bis das Ahornbild, vom Frevler weggeworfen, in der Lankgegend gefunden und endlich in sichern Gewahrsam genommen wurde.
Alle kursierenden Berichte über die Rettung aus der Sitter bei der Lank sind unhaltbar. Am Pfingstmontag 1945 kam der Verfasser nach mühsamem Suchen, gemäß Aussagen Nächstbeteiligter und überraschender Feststellungen auf der Landeskanzlei, zu einem neuen Resultat:
Während einem Hochwasser (wie es fast alle Jahre eintreten kann) haben einige Männer beim Heimet Trünzig-Enggenhütten am Sitterstrand Holz geflößt. Sie legten das herausgefischte Holz auf die nächstliegende Wiese. Mit den Holzstücken kam auch eine Muttergottesstatue zum Vorschein. Beim Verteilen des Holzes fiel die Statue dem ledigen Josef Anton Enzler zu. Er wollte sie dem Joh. Bapt. Kölbener für seine St.Johannkapelle schenken. Dieser aber wies sie mit der Bemerkung ab, die Muttergottesstatue gehöre anderswohin. So nahm sie Enzler für seine Altertumssammlung mit heim. Dann aber überließ er sie seiner tiefreligiösen, schwerkranken Schwester Anna Maria. Voll Freude über die willkommene Gabe verehrte sie das Bild hochheilig und vertrauensvoll, bemerkte aber sehr bedeutsam des öfteren, das Bild sei hier doch nicht am rechten Ort.
Wie die Gottesmutter oft zu tun pflegt, erflehte sie der Kranken nicht Genesung, wohl aber die große Gnade, gottergeben zu leiden und gottfroh zu sterben (13. Mai 1878). In dieser Gesinnung brachte sie auch das Opfer, ihr Gnadenbild aus Dankbarkeit für die vielen tröstlichen Besuche dem erkrankten Lankchristenlehrer, P. Eberhard Walser, zu schenken. Es konnte in keine bessere Obhut kommen. Um so mehr wachte da Gottes Vorsehung, weil der Bruder der Anna Maria, der, wie bereits erwähnt, Antiquitätenhändler war, unerwartet rasch am 11. März 1882 seiner Schwester Anna Maria im Tode folgte. Seine Sammlung wurde während zwei vollen Tagen versteigert. Das Gnadenbild aber ist so rechtzeitig wieder gerettet worden.
Diese Angaben wurden mir ehrenwörtlich gegeben und werden, wenn nötig, eidlich bestätigt von einer noch lebenden nahen Verwandten der Anna Maria Enzler. Mit dem Namen Enzler treffen sich Pater Eberhards Notizen, so daß von da an alles geschichtliche Tatsache wird. Die große Ehre, das Gnadenbild einige Jahre beherbergt zu haben, gehört dem Hause Gschwend in Rapisau, heute im Besitz der Familie Adolf Gschwend-Büchler.

Fortsetzung

Mittwoch, Juli 12, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 2

I. Wir lauschen dem Werden und Wachsen des Ahornheiligtums

Der Name "Ahorn" wirkt in weitesten Kreisen des Appenzellervolkes wie Zauberklang; wie Aveklingen aus Kinderkehlen und kindlichfrommen Herzen; wie Mutterlächeln aus Aug und Antlitz derer, die keine Bitte ungewährt und keinen Flehruf unerhört verhallen läßt. Das war seit Jahr und Tag so!
Marienliebe und Marienlob zur Gnadenmutter vom Ahorn aber nahmen immer glühendere Formen an, begeisterten immer mehr leidgeprüfte Hilfesucher und trostbedürftige Herzen, seitdem Natur und Übernatur in wundersamen Begebenheiten zu den ewigen Bergen wiesen, woher allein allmächtige Hilfe kommt.
Was "Ahorn" aber heute ist, das wurde er erst, seitdem das Gnadenbild ein eigenes, erstes Kirchlein erhielt. Aus Wettersturm und Menschenhaß, aus stillem Verborgen- und Geborgensein, aus großherzigem persönlichem Verzicht zugunsten vieler und aller kam der Gnadenmutter hochheilig Bild ins erste kleine Heiligtum.
Gar aber, als 1937 vertrauensvolle Freigebigkeit des Volkes und katholische Feinfühligkeit des modernen Künstlers eine Weihestätte geschaffen, die ihresgleichen sucht im Schweizerlande, hat Unsere liebe Frau vom Ahorn ihr allseitiges, liebend-verstehendes, barmherziges Mutteramt zu entfalten begonnen. Anliegen auf Alp und Weide, aus Haus und Stall, aus Krankenstuben und Bildungsstätten, Anliegen aus allen Ständen und jeglichem Alter beanspruchen ein altbekanntes Wort für sich:

"Trifft dich ein Weh,
zur Ahornmutter geh
und sag es ihr,
so hilft sie dir!"

Geheimnisvolles Dunkel um die Ahornmutter

Die Madonna im Ahorn teilt das Schicksal fast aller berühmten Gnadenbilder. Niemand weiß, wer sie schuf, woher sie kamen. So hat dann der Volsglaube vielen sogar übenatürliche Autorschaft zugeschrieben. "Acheiron" heißt das älteste Erlöserbild, das heißt: "Nicht von Menschenhand geschaffen". Es wird in der Laterankirche aufbewahrt, alljährlich einmal in pompösen Festlichkeiten durch die Straßen der Ewigen Stadt getragen. Florenz hat seine "Santissima Annunziata", sein Gnadenbild, von dem die Legende geht: nicht wagte der Künstler Marias Antlitz zu malen. Da sank er betend in tiefen Schlaf, und als er erwachte, grüßte ihn das vollendete Bild. Von fast allen wundertätigen Gnadenbildern der Schweiz ist der Künstler unbekannt. Dunkel auch, wann sie entstanden. So kennt kein Mensch Ursprung und Autor der Ahornmadonna. Kenner und Künstler verlegen deren Ursprung in die vorreformatorische Zeit, in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, da Bruder Klaus im Ranft wirkte. Sie reihen diese Holzstatue spätgotischen Arbeiten ein, beurteilen sie auch als kein großes Kunstwerk, finden aber doch in dem fast hart scheinenden Ausdruck hochherzige Mutterliebe, die Arbeit eines Bildhauers von tiefkindlichem Glauben.
Unsicher nur kann auch der Zeitpunkt angenommen werden, wann die gläubigen Älpler ihre Madonna in den Ahorn gestellt. Vor ihr hielten sie dann als Ersatz für einen oft unmöglichen Sonntagsgottesdienst ihre Andacht. In den Geheimnissen des Rosenkranzes gaben sie Gott und Maria die Ehre und empfahlen ihre Haus- und Stallanliegen diesem höheren Schutze. Wir denken da an Meister Liners prächtige Gabe vom Alpsegen.
Als lichtes Dunkel möchten wir aber eine Mission deuten, der das Gnadenbild gewürdigt ward. Wie an den Toren der Urschweiz die "Siegerin über alle Irrlehren" ihre eigenen Heiligtümer erwählte: Gubel für Zug, Wesemlin für Luzern, Maria Rickenbach für Unterwalden, Maria Sonnenberg für Uri, Einsiedeln für Schwyz, so stand die mächtige Schlangentöterin an den Toren Innerrhodens: als Maria Hilf in Haslen, als Maria Trost in Gonten und nun, Gruß und Dank dir, Ahorn-Madonna von Appenzell! Dein ist der Sieg über schwerste Glaubensgefahren im Herzen unseres Ländchens. Der kühne Titel, den dir ein treuer Freund gab, hat seine Berechtigung: "Maria Ahorn, das Nationalheiligtum des kleinen Appenzellerlandes."

Fortsetzung

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 1

Geschichtliches und Pilgergebete
Zum goldenen Jubiläum der ersten Kapellweihe 1895-1945
Dem lieben Appenzellervolk gewidmet
von Kapuzinerpater Desiderius

Zum Geleit

Längst lebte der stille Wunsch nach einem Wallfahrtsbüchlein im Herzen vieler Ahornfreunde; laut und immer lauter tat er sich kund, seit das neue Heiligtum jährlich Hunderte von Pilgern und Fremden in seinen Bann zieht.
Im Jahre 1895 erhielt das erste Kapellchen seine kirchliche Segnung, die Wiederkehr des 50. Jahrestages drängte zur Tat. Der verdiente Verwalter der Ahornstiftung, Herr Nationalrat Dr. Broger, beauftragte mich, einmal das Geschichtliche vom Ahorn zusammenfassend darzustellen und dann in einer Auswahl passender Gebete den Pilgern priesterlich zu dienen.
Es war nicht leicht, fromme Legende und Sicheres auseinander zu halten. Unsicher ist, wann das Bild nach Ahorn kam und von dort verschwand, sicherer, daß es aus der Sitter gerettet wurde, sicher, was seither mit ihm geschah. Auf Wunsch verzichte ich möglichst auf Nennung noch lebender Zeugen, sie bleiben festgehalten im Wallfahrtsarchiv. Im Gebetsteil berücksichtigte ich Wünsche der lieben Alpsteinleute, mit denen ich bereits ein Jahrzehnt Liebes und Leides, viel Not und Sorge liebend trage.
Allen, die mich bei diesem Werklein mit Rat und Hilfe unterstütz, lohn' es die Gnadenmutter und mein dankbar Gedenken im heiligen Opfer.

Ahornmutter, mit dem Kinde lieb, uns allen Deinen Segen gib!

Appenzell, im Sommer 1945
P. Desiderius Hugentobler, Kapuziner

Samstag, Juni 10, 2006

Klosterkirche "Leiden Christi", Jakobsbad, Gonten, Appenzell


Altarraum der Klosterkirche wie er sich vor den Änderungen aufgrund der Liturgiereform des II. Vaticanums präsentierte.

Anrufung zu Gott und dem heiligen Kreuz Christi

Gebenedeit sei Jesus Christus, der Herr, der an dem Holz des heiligen Kreuzes für alle unsere Sünden gestorben ist!
O hl. Kreuz Christi, sei mit mir!
O hl. Kreuz Christi, sei mein Vertrauen!
O hl. Kreuz Christi, sei ein wahrhaftiges Licht meiner Seele und Seligkeit!
O hl. Kreuz Christi, wende von mir alle Gefahren ab!
O hl. Kreuz Christi, entferne von mir jegliches Übel!
O hl. Kreuz Christi, bewahre mich vor aller körperlichen Not!
O hl. Kreuz Christi, gieße mir alles Gute ein! Durch dich, o hl. Kreuz, komme ich auf den Weg meiner Seligkeit!
O gekreuzigter Jesus von Nazareth, erbarme dich meiner, damit der böse Feind von mir weichen möge sichtbar und unsichtbar von nun an bis in Ewigkeit.
Dies gereiche zur Ehre des Leidens Jesu, zur Ehre seines teuren Blutes, zur Ehre seiner hl. Menchwerdung, zur Ehre seines Todes und seiner Auferstehung, wodurch er uns zur Seligkeit führen wollte.
So wahr, wie Jesus in der heiligen Christnacht geboren worden ist; so wahr, wie Jesus beschnitten wurde; so wahr, wie die hl. Drei Könige Geschenke gebracht; so wahr, wie Jesus am hl. Karfreitag gekreuzigt wurde; so wahr, wie Josef und Nikodemus Jesum vom Kreuze abgenommen und ins Grab gelegt haben; so wahr, wie Jesus zum Himmel aufgefahren ist; ebenso inbrünstig hoffe ich, daß der Herr Jesus mich bewahren wolle gegen alle sichtbaren und unsichtbaren Feinde von nun an bis in Ewigkeit.
O himmlischer Vater! In deine Hände befehle ich meinen Geist! Jesus, Maria, Josef! Jesus, Maria, Joachim und Anna, begleitet mich zur ewigen Freude!

Gebet

O Herr Jesus! Durch die Bitterkeit, die du für mich am hl. Kreuze gelitten hast, besonders als deine allerheiligste Seele aus deinem hl. Leichnam geschieden ist; erbarme dich meiner armen Seele, wenn sie aus dieser Welt scheiden wird! O Jesus, gib mir Mut, mein Kreuz mit dir zu tragen; lehre mich auch, ohne Klage zu leiden, in dem Leiden zu frohlocken und aus der Not eine Tugend zu machen! Die Allmacht des Vaters wolle mich bedecken; die Weisheit des Sohnes wolle mich regieren, die Gnade und Kraft des Hl. Geistes wolle mich bewahren; die heiligste Dreifaltigkeit wolle mich aufnehmen und meine Seele in das ewige Leben bringen. Amen.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis - Verlag "Leiden Christi", Jakobsbad App.

Aufopferung des Kostbaren Blutes Jesu

O Maria, Du wunderbare Mutter des Erlösers, welche Liebe hattest Du zu Deinem Göttlichen Sohne und wie groß war der Schmerz Deiner Seele, als Er Sein Heiligstes Herzblut vergoß! Um dieser Liebe und um dieser Schmerzen willen sei unsere Fürsprecherin und Gnadenmittlerin! Ich bitte Dich kindlich, opfere Du dem Himmlischen Vater auf das Kostbare Blut Jesu Christi zur Genugtuung für meine Sünden, für alle Anliegen der heiligen Kirche, für den Hl. Vater, für alle Bischöfe und Priester, für die verfolgten Glaubensbrüder, für die heranwachsende Jugend, für die Kinder, für die Bekehrung der Sünder, für die Kranken und Sterbenden, für die Armen Seelen im Fegfeuer, für den Frieden und das Heil der ganzen Welt!
O heiliger Bruder Klaus, Patron und Retter unseres Vaterlandes, ich bitte Dich inständig, Du möchtest dem Himmlischen Vater aufopfern das Kostbare Blut Jesu Christi zur Sühne für alle Gottlosigkeit in unserem Land, zur Abwehr von Krieg und Revolution und zur Abwendung aller Göttlichen Strafgerichte. Ich bitte und beschwöre Dich darum! Hilf uns aus aller Not und Gefahr! Rette uns! Bitte für uns! Amen.
Gelobt und gepriesen sei das Heiligste Herz und das Kostbare Blut Jesu im Heiligsten Altarssakrament! (Ablaß von 300 Tagen)
Mir kirchlicher Druckerlaubnis. + Dr. A. Zöllig, Generalvikar, St. Gallen

Gebet zum gnadenreichen Jesuskind in der Klosterkirche Leiden Christi, Jakobsbad, Appenzell

O Jesuskind, Du liebreichster Gott! Du bist so klein, so arm, so wenig geachtet und von der Welt vergessen. Wie weh tut Deinem liebevollen Herzen die Kälte und der Undank der Menschen! Du bist auf diese Erde gekommen, um von uns geliebt zu werden und dadurch uns den Frieden zu bringen. O Jesuskind, Du Fürst des Friedens, ich bete Dich an mit dem ganzen Himmel. Sei gelobt und gebenedeit in Deiner heiligsten Kindheit! Amen.
Süßestes Jesuskind, erbarme Dich unser!
O heiliges Jesuskind, segne uns!

Kirchliche Druckgenehmigung. St. Gallen, 8. Dezember 1933. Dr. A. Zöllig, Generalvikar

Bund der ewigen Anbetung des kostbaren Blutes zum Troste der Armen Seelen

Errichtet mit päpstlicher Genehmigung und bischöflicher Empfehlung im Frauenkloster "Leiden Christi" bei 9108 Gonten, Kt. Appenzell I.-Rh., Schweiz

Im Kloster "Leiden Christi" vom Dritten Orden des heiligen Vaters Franziskus besteht ein sogenannter Armen-Seelen-Bund. Die Mitglieder desselben nehmen keine neuen Gebetspflichten auf sich, vielmehr machen sie sich folgender großer geistiger Vorteile teilhaftig:
  • Die ehrwürdigen Schwestern dieses Klosters gedenken bei der ewigen Anbetung zu jeder Stunde der aufgenommenen Mitglieder.
  • Dreimal des Tages wird eine Anbetungsstunde spezielle nur für die Mitglieder des Bundes gehalten.
  • Täglich opfern die ehrwürdigen Schwestern alle guten Werke Gott auf zum Heil und Troste der empfohlenen Seelen.
  • Jede Woche wird für die Mitglieder eine hl. Messe gelesen und von den ehrw. Schwestern eine hl. Kommunion aufgeopfert.
  • Für die verstorbenen Mitglieder wird speziell beim Stundengebet ein besonderes Memento gemacht und jede Woche in der Kirche gemeinsam die Vesper für die Abgestorbenen verrichtet.

Sowohl Lebende als Verstorbene können aufgenommen werden. Zur Aufnahme ist erfordert, daß die Namen der aufzunehmenden Personen in einem Aufnahmeschein eingetragen und für jede derselben ein einmaliges Almosen von wenigstens Fr. 3.-- entrichtet werde.
Durch Beitritt zu dieser Bruderschaft kann sich also jeder für seine eigene Person des immerwährenden Gebetes teilhaftig machen, und wer nicht Zeit und Mittel zur Verfügung hat, für seine verstorbenen Verwandten und Freunde pflichtgemäß zu beten, vermag auf diese Weise etwelchen Ersatz dafür zu leisten.

Empfehlung des hochwürdigsten Bischofs von St. Gallen
Vorstehendes Statut erhält neuerdings die kirchliche Genehmigung
St. Gallen, den 10. November 1966, + Josephus Halser, Bischof

In den Bund der ewigen Anbetung wurde aufgenommen:

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NB. dieser Aufnahmeschein muß nach dem Ableben nicht zurückgesandt werden.
O Maria, schmerzensreiche Jungfrau und Mutter aller Gläubigen, bitte für uns.
(300 Tage Ablaß jedesmal, Pius X. 4. Juni 1906)

HH Spiritual, Frauenkloster "Leiden Christi", Stat. Jakobsbad, CH-9108 Gonten AI

Abschrift eines Aufnahmescheines aus dem Jahre 1973

Mittwoch, Juni 07, 2006

Klosterkirche "Leiden Christi", Jakobsbad, Gonten


Inneres der Klosterkirche "Leiden Christi" im Jakobsbad, Gonten, Appenzell Innerrhoden, wie es sich nach den Anpassungen aufgrund der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils heute präsentiert. Insbesondere wurde die Kommunionbank entfernt und ein Altartisch aufgestellt.


Und so sah der Altarraum vor den Anpassungen aus.
Über dem linken Seitenaltar das unten wiedergegebene Gnadenbild.

Unten eine Außenansicht des Klosters aus süd-östlicher Richtung:

Nachfolgend eine Flugaufnahme des Klosterkomplexes:

Montag, Mai 22, 2006

Aufopferung des kostbaren Blutes aus den heiligen fünf Wunden Jesu durch die allerseligste Jungfrau Maria

1. O mein Jesus, ich danke Dir aus innerster Seele für Dein kostbares Blut, das Du zu unserer Erlösung aus der heiligen Wunde Deiner rechten Hand vergossen hast! - O Maria, ich bitte Dich kindlich: Opfere Du dieses heiligste Blut Deines göttlichen Sohnes, unseres Erlösers, dem himmlischen Vater auf für die Hirten der heiligen, römisch-katholischen Kirche, den Heiligen Vater und die Bischöfe, sowie für die Priester, damit sie das Hirtenamt segensreich verwalten und die ihnen anvertraute Herde mit Kraft und Sicherheit zum einzig wahren, ewigen Glücke führen! Amen.
* Gegrüßt seist Du, Maria... Jesus, der für uns das kostbare Blut aus dert heiligen Wunde Seiner rechten Hand vegossen hat.
Heilige Maria...

2. O mein Jesus, ich danke Dir aus innerster Seele für Dein kostbares Blut, das Du zu unserer Erlösung aus der hl. Wunde Deiner linken Hand vergossen hast! - O Maria, ich bitte Dich kindlich: Opfere Du dieses heiligste Blut Deines göttlichen Sohnes, unseres Erlösers, dem himmlischen Vater auf für die Gläubigen der heiligen, römisch-katholischen Kirche, damit sie als Laienapostel mit ihren Seelsorgern treu mitarbeiten und dieselben in ihrem Amte unterstützen! Amen.
* Gegrüßt seist Du, Maria... Jesus, der für uns das kostbare Blut aus der heiligen Wunde Seiner linken Hand vergossen hat.
Heilige Maria...

3. O mein Jesus, ich danke Dir aus innerster Seele für Dein kostbares Blut, das Du zu unserer Erlösung aus der heiligen Wunde Deines rechten Fußes vergossen hast! - O Maria, ich bitte Dich kindlich: Opfere Du dieses heiligste Blut Deines göttlichen Sohnes, unseres Erlösers, dem himmlischen Vater auf für alle katholischen Christen, damit sie, vom rechten Geiste erfüllt, stets in den Fußstapfen Jesu wandeln und vor aller Welt das Licht des guten Beispiels leuchten lassen! Amen.
* Gegrüßt seist Du Maria... Jesus, der für uns das kostbare Blut aus der heiligen Wunde Seines rechen Fußes vergossen hat.
Heilige Maria...

4. O mein Jesus, ich danke Dir aus innester Seele für Dein kostbares Blut, das Du zu unserer Erlösung aus der heiligen Wunde Deines linken Fußes vergossen hast! - O Maria, ich bitte Dich kindlich: Opfere Du dieses heiligste Blut Deines göttlichen Sohnes, unseres Erlösers, dem himmlischen Vater auf für alle diejenigen Christen, die auf Irrwegen wandeln und große Gefahr laufen, ewig verloren zu gehen! Amen.
* Gegrüßt seist Du, Maria... Jesus, der für uns das kostbare Blut aus der heiligen Wunde Seines linken Fußes vergossen hat.
Heilige Maria...

5. O mein Jesus, ich danke Dir aus innerster Seele für Dein kostbares Blut, das Du zu unserer Erlösugn aus der heiligen Wunde Deines göttlichen Herzens vergossen hast! - O Maria, ich bitte Dich kindlich: Opfere Du dieses heiligste Herzblut Deines göttlichen Sohnes, unseres Erlösers, dem himmlischen Vater auf für alle Menschen, alle Sünder, Irr- und Ungläuigen, damit alle, von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes angezogen, Gott, unsern Heiland und König erkennen, Ihn aus ganzem Herzen lieben und zur einen Herde Christi vereint, im heiligsten Herzen unseres Gottkönigs Jesus Christus Ruhe und Frieden finden für Zeit und Ewigkeit! Amen.
* Gegrüßt seist Du, Maria... Jesus, der für uns das kostbare Blut aus Seiner heiligsten Herzenswunde vergossen hat.
Heilige Maria...
Gelobt und angebetet sei ohne End das göttliche Herz und das kostbare Blut Jesu im heiligsten Altarssakrament.

*) Kann nach Belieben 3mal gebetet werden.

Imprimatur: St. Gallen, 11. Maji 1939, Dr. A. Zöllig, Vic. gen.
Verlag: Kloster "Leiden Christi", Gonten (Kt. App.)

Samstag, Mai 06, 2006

Gebete von Mutter Graf - Legen wir alles in Jesu heilige Wunden

Am Morgen
Zu Dir, o mein Gott, erhebe ich mich. Aus unendlicher Liebe hast Du, himmlischer Vater, mich erschaffen, daß ich Dich verherrliche auf Erden. Aus unendlicher Liebe hast Du, Vater, uns Deinen göttlichen Sohn gesandt, daß er uns mit Seinem heiligsten Blut von Schuld und Sünde erlöse. Aus unendlicher Liebe zu uns Menschen sandtest Du uns den Heiligen Geist durch Deinen Sohn, unseren Herrn, auf daß wir durch Ihn in Deiner Liebe verbleiben. Wir dürfen eins sein in Dir, Vater, durch Deinen Sohn im Heiligen Geist. O heiliger Dreieiniger Gott, ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich und liebe Dich über alles. Ich danke Dir, mein Gott. Dir schenke ich mich aus Dankbarkeit und Liebe. Hilf mir heute alles ertragen aus Liebe zu Dir, der Du mein Gott und mein Alles bist!

Wenn ein Beiwohnen dem heiligen Meßopfer nicht möglich ist, dann geistigerweise sich einschließen und Jesus geistigerweise empfangen.

Gebet zur hl. Messe

All meine Gedanken, Worte und Werke und mein Herz lege ich Dir auf den Opferaltar, um sie Dir, himmlischer Vater, vereinigt mit den Gebeten der heiligen Kirche, aufzuopfern. Nimm, o mein Gott, dieses Opfer gnädig an, und heilige es, daß es Dir zur Ehre und Verherrlichung gereiche. Mein Vater, Du hast mich angenommen als Dein Kind und schenkst mir Deine Liebe durch Jesus und in Jesus, Deinem göttlichen Sohn. So komm, mein Jesus, und durchdringe mich mit dem Feuer Deiner göttlichen Liebe, daß all meine Gedanken, Worte und Werke immer mehr den Deinen ähnlich werden.
Himmlischer Vater, ich opfere Dir das heiligste Herz Jesu zusammen mit meinem Herzen auf. Ich möcht es Dir schenken mit all der Liebe, all den Leiden und all den Verdiensten Jesu Christi, sooft Er sich im heiligen Opfer Dir, Vater, darbringt zu Deiner immerwährenden Ehre und Verherrlichung, zum immerwährenden Dank für all Deine Gnaden und Wohltaten, zur immerwährenden Sühne für meine und der ganzen Welt Sünden und für die Bekehrung der armen Sünder.

Gebet um Ströme der Gnade

Mein Jesus, mein Alles, gib Ströme der Gnade aus Deinen heiligen Wunden und das Feuer Deiner göttlichen Liebe aus Deinem heiligsten Herzen mir und den Meinen, die ja die Deinen sind! Bewahre sie in der Liebe und Gnade! Gib Ströme der Gnade aus diesen Deinen heiligen Wunden und das Feuer Deiner Liebe, o mein Jesus, dem Heiligen Vater und all Deinen Dienern. Gib ihnen das Feuer Deiner Liebe, das all die Liebe zum Weltlichen verdrängt, damit sie in Deiner Liebe ihre anvertrauten Seelen zu Dir führen können!
Gib Ströme der Gnade, o mein Jesus, und das Feuer Deiner göttlichen Liebe allen, die Du erwählt hast, das Werkzeug Deiner Liebe zu sein! Um dieser Deiner heiligsten Wunden willen nimm den Fluch der Sünde und ihre Folgen von all denen, die Dir Liebe und Barmherzigkeit erweisen! Um der Liebe dieses Deines heiligsten Herzens willen heile ihre Wunden an Leib und Seele!
Gib Ströme der Gnade, o mein Jesus, und das Feuer Deiner Liebe allen Sündern, die Dich nicht kennen und in Gefhar sind, im Sumpf der Sünde unterzugehen! Besonders erbarme Dich aller, die heute aus diesem Leben scheiden müssen! Gib, o Herz voll Liebe, allen die Gnade der Reue, und laß sie alsbald bei Dir im Paradiese sein!
Gib Ströme der Gnade und Deine Liebe, mein Jesus, allen Deinen Feinden! Habe Erbamen mit ihnen, Du willst ja nicht den Tod des Sünders. Dein Erbarmen ist ohne Grenzen! Gib allen die Gnade der Bekehrung, wie Du sie dem Saulus gegeben hast! Gib, daß sie Dich erkennen.
Mein Jesus, durch Deine heiligen Wunden darf ich alles erhoffen. Verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun!

Gebet für die heilige Kirche

In Vereinigung mit dem unbefleckten Herzen Mariens grüße und verehre ich die heilige Wunde Deiner rechten Hand, o Jesus, und in diese Wunde lege ich alle Priester Deiner heiligen Kirche. Gib Du ihnen, sooft sie Dein heiliges Opfer feiern, das Feuer Deiner göttlichen Liebe, damit sie es weitergeben können an die ihnen anvertrauten Seelen. Ehre sei dem Vater...
Ich grüße und verehre die heilige Wunde Deiner linken Hand, und in diese Wunde übergebe ich Dir alle Irr- und Ungläubigen, diese Ärmsten, welche Dich nicht kennen. Um dieser Seelen willen sende, o Jesus, viele gute Arbeiter in Deinen Weinberg, damit sie alle den Weg zu Deinem heiligsten Herzen finden.
Ehre sei dem Vater...
Ich grüße und verehre die heiligen Wunden Deiner heiligen Füße, und in diese Deine Wunden übergebe ich Dir die verstockten Sünder, die die Welt mehr lieben als Dich, besonders jene, die heute aus dem Leben scheiden müssen. Laß, o Jesus, Dein kostares Blut an ihnen nicht verloren gehen. Ehre sei dem Vater...
Ich grüße und verehre die heiligen Wunden Deines heiligen Hauptes, und in diese Wunden übergebe ich Dir die Feinde der heiligen Kirche, alle jene, die Dich heute noch blutig schlagen und verfolgen an Deinem mystischen Leibe. Ich bitte Dich, o Jesus, bekehre sie, rufe sie, wie Du den Saulus zum Paulus gerufen hast, damit bald ein Hirt und eine Herde werden kann.
Ehre sei dem Vater...
Ich grüße und verehre die Wunde Deines heiligsten Herzens, und in diese Wunde übergebe ich Dir, o Jesus, meine Seele und alle, für die Du willst, daß ich bete, besonders alle Leidenden und Bedrängten, alle Verfolgten und Verlassenen. Gib, o heiligstes Herz Jesu, allen Dein Licht und Deine Gnade. Erfülle uns alle mit Deiner Liebe und Deinem wahren Frieden.
Ehre sei dem Vater...
Himmlischer Vater, durch das unbefleckte Herz Mariens opfere ich Dir Deinen vielgeliebten Sohn auf und mich mit Ihm, in Ihm und durch Ihn ganz nach Seinen Meinungen und im Namen aller Geschöpfe. Amen.

Dieses Gebet verrichtete Mutter Graf täglich zur Bekehrung der Sünder.

Programm für jeden Tag

Jeden Morgen mich restlos Maria und durch sie Gott hinschenken.
Jeder Herzschlag ein Akt der Liebe und der Sühne an Jesus und Maria.
Vereinigung mit allen Priestern in allen heiligen Meßopfern und beten zum Heiligen Geist.
Jesus in meinem Herzen, lebender Tabernakl, darum Jesu Liebe weitergeben. Mit aller Liebe, derer ich fähig bin, segnen, segnen, alle segnen. Jesus will bei uns bleiben, sich unser bedienen, Seine Liebe, Seinen Segen austeilen, daß alle eins werden in IHM.

Anmeldunen zum "Marianischen Segenskreis" sind beim Miriam-Verlag erhältlich.

Worte Jesu an Mutter Graf:
Den Fluch der Sünde will Ich wegnehmen von denen, die durch das Herz Mariens Mir Barmherzigkeit erweisen, und Meinen Frieden will ich ihnen geben.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis

Aus dem Buch: "Offenbarungen der göttlichen Liebe", Miriam-Verlag, Jestetten.

Sonntag, April 30, 2006

Mutter Maria Graf-Sutter, Sonnenhalb

Aus ihren Aufzeichnungen:
1948:
"Das Datum weiß ich nicht mehr. Aber einmal sah ich beim hl. Meßopfer Jesus lebensgroß blutend am Kreuze hängen, und um das Kreuz standen die Missetäter, die Ihn kreuzigten. Aber es waren Leute aus meinem Volke. Und es wurde mir klar, wie notwendig es ist, für die Bekehrung der Sünder zu opfern und zu beten.
"Mein Volk, mein Volk, wenn doch du es erkänntest, was dir zum Frieden dient!" Diese Worte meines Heilandes nahm ich als Betrachtung am Abend vor dem Herz-Jesu-Freitag. Wie ich Jesus im Geiste weinen sah über die Stadt Jerusalem und sicher auch über mein Volk, so weinte ich gleich Jesus über mein Volk, das in Sünde und Lauheit dahinlebt. Viele davon gehen dem sittlichen Untergang entgegen. O wie kann ich dich, mein Volk, erretten aus Sünde und Not? Ich höre die Worte meines Erlösers an mich gerichtet: "Wie einst Judith, so opfere und bete für dein Volk!" Und als ich nicht verstehen und, meinem Beruf treu zu bleiben, nicht annehmen wollte, sagte die Gottesmutter: "Opfere auch du alles, um diesem Volke Mutter zu werden!" O ich darf nicht müßig gehen und zusehen, ich kann nicht mehr länger zusehen, wie das heiligste Erlöserblut an so vielen Seelen verloren geht.
Mein Gott, was kann ich tun für Dich? Ich habe gebetet. Während andere schliefen, hab ich Dir zuliebe den Schlaf geopfert für die Bekehrung der Sünder und ich sehe keinen Erfolg. Warum, mein Gott und Heiland? Du willst doch nicht den Tod des Sünders, sondern daß alle gerettet werden. O mein Heiland, Deine hl. Wunden zeigtest Du mir mit der Bitte: "Gib mir Seelen! Durch meine hl. Wunden kannst du alles erlangen." Ich bitte Dich, mein Gott, um der Verdienste Deiner hl. Wunden willen, rette mein Volk! Laß doch Dein heiligstes Blut an keiner Seele verloren gehen! Mein liebster Jesus, ich opfere mich ganz Dir auf ohne Vorbehalt. Wie eine brennende Kerze möchte ich mich verzehren für Dich, daß mein Volk gerettet werde und Dich verherrliche auf Erden. Es sind die Deinen, für die Du am hl. Kreuze gestorben. Mein Gott und Heiland, nimm mich hin, so wie ich bin, als Dein Werkzeug für die Bekehrung meines Volkes! O daß doch Dein hl. Blut und Deine grausamen Schmerzen und Leiden an keiner Seele würden verloren gehen!"

Freitag, März 17, 2006

Heilig Blut-Segen

Aus dem Nachlaß der gottsel. Sr. M. Joh. Rosa Bättig, Stifterin des Klosters Leiden Christi.

Das Heilig Blut
steh' heut für uns gut!
Das Heilig Blut
uns fürsprechen tut
Bei Dir, o Vater!
Laß gelten dieses Blut,
Für dessen Ehre
wir allesamt
Leben und streben.

Komm' uns zu Hilf,
o Göttliches Blut!
Treib von uns fort
der Feinde Wut
Und laß uns genießen
des Friedens Gut.
Amen.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis.

Aufopferungdes Kostbaren Blutes Jesu

O Maria, Du wunderbare Mutter des Erlösers, welche Liebe hattest Du zu Deinem Göttlichen Sohne und wie groß war der Schmerz Deiner Seele, als Er Sein Heiligstes Herzblut vergoß! Um dieser Liebe und um dieser Schmerzen willen sei unsere Fürsprecherin und Gnadenmittlerin! Ich bitte Dich kindlich, opfere Du dem Himmlischen Vater auf das Kostbare Blut Jesu Christi zur Genugtuung für meine Sünden, für alle Anliegen der heiligen Kirche, für den Hl. Vater, für alle Bischöfe und Priester, für die verfolgten Glaubensbrüder, für die heranwachsende Jugend, für die Kinder, für die Bekehrung der Sünder, für die Kranken und Sterbenden, für die Armen Seelen im Fegfeuer, für den Frieden und das Heil der ganzen Welt!
Gelobt und gepriesen sei das Heiligste Herz und das Kostbare Blut Jesu im Heiligsten Altarssakrament!
(Ablaß von 300 Tagen)
Mit kirchlicher Druckerlaubnis +Dr. A. Zöllig, Generalvikar,St.Gallen

Mutter Rosa Johanna Bättig und die Offenbarungen des Himmels bezüglich der Ewigen Anbetung des Kostbaren Blutes Christi

Am 19. Dezember 1825 wurde dem Großbauern Philipp Bättig in der Luzerner Landsgemeinde Ettiswil ein Mädchen geboren, das noch am gleichen Tag durch die heilige Taufe zum Gotteskind wurde und den Namen Rosa erhielt. Die Mutter Anna Maria, geborene Peter, erzog das Kind in Gottesfurcht und Einfachheit zur Arbeit und stillen Pflichterfüllung. Nicht nur im Hause half das heranwachsende Mädchen, sondern auch in der Landwirtschaft. Besonders gern hütete sie das Vieh. Dabei beschäftigte sich sein Geist meistens mit himmlischen Dingen, und sein Herz sehnte sich darnach, das Leben ganz Gott zu weihen. Vor allem hegte Rosa eine tiefe Verehrung zum kostbaren Erlöserblut Christi.
Zur Jungfrau herangewachsen, erkannte sie bestimmt und klar ihre Berufung zur Gründung eines Klosters, das vorzüglich diese Verehrung zur Aufgabe hätte. Als sie aber ihren Entschluß, in ein Kloster einzutreten, verwirklichen wollte, starb ihre Mutter von 14 Kindern weg. Rosa war das älteste. So mußte sie daheim bleiben und ihren Geschwistern gegenüber die Mutter ersetzen. – Im Jahre 1848 endlich durfte sie, 23 Jahre alt, ins Kloster Wonnenstein eintreten, das im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Nähe von Teufen gelegen ist und sich schon damals durch guten Ordensgeist auszeichnete.
Rosa hatte keine weitere Ausbildung gehabt, als daß sie fünf Halbjahre die damals sehr einfache Dorfschule zu Ettiswil besuchte. Umso mehr ist man erstaunt, daß sie nun als Novizin in kurzer Zeit mehrere Bände von Betrachtungen und "Anbetungsstunden" über das kostbare Blut Christi verfassen und eigenhändig niederschreiben konnte, welche den Schwestern des neuzugründenden Klosters bei der geplanten ewigen Anbetung dienen sollten. Diese "Anbetungsstunden" wurden alsbald dem bischöflichen Ordinariat in Chur, wohin Appenzell damals kirchlich gehörte, vorgelegt und mit ganz wenigen Bemerkungen von demselben approbiert. Beim Lesen derselben ist man überrascht von dem frommen, tiefen Sinn und der Leichtigkeit, womit die ungebildete Verfasserin über die tiefsten Geheimnisse unseres Glaubens schreibt.
Der damalige Spiritual in Wonnenstein, Pater Sebastian aus dem Kloster Fischingen, befahl der Novizin, auch ihre sonstigen Erlebnisse und Erleuchtungen niederzuschreiben, und so entstanden bald eine Menge weiterer Schriften. Sie alle verraten eine ganz seltene Begeisterung für die Ehre Gottes, einen feurigen, fast ungestümen Eifer für die Kirche und die Heiligung ihrer Priester. Und immer wieder bricht darin das Verlangen durch, das heilige Erlöserblut selber zu verehren und durch andere verehren zu lassen. In diesem Verlangen schrieb sie schon jetzt die Satzungen für das zu gründende Kloster, welches jenes Ziel verwirklichen sollte.

Doch da stellten sich ihr große Schwierigkeiten in den Weg.

Einige hielten die Novizin für hochbegnadigt, andere für eine Närrin, wieder andere für eine Schwindlerin. Selbst zum päpstlichen Geschäftsträger Bovieri, dem Stellvertreter des Nuntius, der damals in Luzern residierte und dem das Kloster unterstand, drangen Klagen über sie. Bovieri kam nach Wonnenstein, untersuchte die Sache an Ort und Stelle persönlich und gelangte zur Überzeugung, Rosa habe außerordentliche Gottesgaben und wirklich den Beruf, ein Kloster zur Verehrung des kostbaren Blutes zu gründen. Er übernahm sogar persönlich ihre weitere geistliche Leitung, die er strenge handhabte, und ließ sich von Zeit zu Zeit von ihr schriftliche Berichte geben. Mit Eifer und Tatkraft förderte er ihren großen Plan, unterstützte sie bei der Überwindung mancher Schwierigkeiten und ermunterte sie zu mutigem, geduldigem Durchhalten trotz aller Hindernisse und Verkennungen.
Zwei Jahre Noviziat waren so bald herum, doch am Schluß derselben legte Rosa die Gelübde nicht ab, sondern glaubte den Zeitpunkt gekommen, nun das neue Kloster zu gründen. Dort wollte sie sich dann als erste Novizin durch die heiligen Gelübde ganz dem Dienste Gottes weihen und auch das vierte Gelübde, das sie plante, ablegen, nämlich, besonders das kostbare Blut zu verehren.
Aber wo? Das wußte sie noch selber nicht. Sie machte sich auf die Suche nach einem passenden Ort. Dabei kam sie nach Gonten Appenzell-Innerrhoden. Hier zeigte man ihr eine kleine Kapelle, genannt "zum Leiden Christi". In dieser Kapelle wurde schon von alters her das Bild der Schmerzensmutter verehrt und von frommen Pilgern gern aufgesucht. Kaum hatte die Novizin das Kapellchen gesehen, da stand schon ihr Entschluß fest: Hier wird gegründet! Das Bild der schmerzhaften Mutter und der Name "Leiden Christi" hatten es ihr angetan. Das paßte gerade zu ihren Zielen und ihrer Geistesverfassung. Der Ortspfarrer Suter von Gonten und der Standespfarrer von Appenzell, Kommissar Knill, waren mit der Ausführung des hohen Planes freudig einverstanden. Auch die Regierung. Bald waren die notwendigen Formalitäten erledigt.

Aber aus was sollte die arme Novizin ein Kloster bauen?

Ihr Vater Philipp Bättig half ihr tatkräftig. Auch eine Reihe anderer Wohltäter spendeten ihre Gaben. So konnte Rosa im Jahre 1852 den Hof kaufen, auf dem die Kapelle "zum Leiden Christi" stand.
In hellem Eifer begann sie sogleich, im Verein mit einigen Jungfrauen, die sich ihr angeschlossen hatten, in dem Kapellchen Anbetungsstunden zu halten. In dem Bauernhaus, das auf dem Gehöfte stand, lebten sie vorläufig nach einer klösterlichen Hausordnung.
Unverzüglich verhandelte man auch mit einem Baumeister, und sobald die Pläne fertiggestellt und genehmigt waren, sollte das Werk in Angriff genommen werden. Es galt, zuerst einen Flügel des Klösterchens zu bauen und gleichzeitig darauf die Klosterkirche.
Zunächst aber baute Sr. Rosa eine etwas größere Kapelle und erhielt am 28. Januar 1852 von Papst Pius IX. die große Vergünstigung, darin das Allerheiligste aufzubewahren, was für ihr gottliebendes Herz eine große Freude und ein süßer Trost war.
Am Fest der sieben Schmerzen Mariä desselben Jahres fand dort die feierliche Eröffnung der ewigen Anbetung des kostbaren Blutes statt. In festlicher Prozession zog man vom Wohnhaus zur Kapelle. Rosa erzählt, es sei dabei ein schönes Knäblein zu ihrer Rechten gegangen (wohl das Jesuskind). Dieses habe einen Kranz von verschiedenen Farben und einen goldenen Ring getragen. Bei der Kapelltüre sah sie den Lieblingsjünger Johannes stehen, der sie mit den Worten begrüßte: "Komm zur ewigen Anbetung des kostbaren Blutes unter dem Kreuz, aber bleib standhaft bis zum Tode, denn erst jetzt nimmt dein Leben auf dem Kreuzespfade den Anfang."
In der Kapelle selbst sah Rosa die Gottesmutter und Scharen von Engeln und Heiligen. Maria selber gab ihr das Zeichen zum Beginn der Anbetung.
Ein Jahr später, am Schmerzensfreitag 1853, war die Grundsteinlegung für das eigentliche Kloster. Inzwischen hatte der Heiland die Novizin immer wieder gemahnt, ihre geistlichen Schriften weiterzuführen, denn diese allein werden ihrem Werk Fortgang und Bestand sichern. Diese Schriften, von denen viele noch heute für die Anbetungsstunden im Kloster Leiden Christi dienen, verursachten ihr viel Nachtwachen und Beschwerden, ja sogar manchen Schrecken. Rosa berichtet, öfters habe ihr die Feder, mit der sie schrieb, in der Hand wie eine kleine Schlange gezappelt, so daß sie dieselbe voll Entsetzen wegwerfen mußte. Dies sei besonders bei Abfassung der Anbetungsstunden geschehen.

Der Bau brachte unsägliche Mühsale.

Es fehlte bald an Geld. Die Jungfrauen mußten meistens nur von Almosen und von Spenden guter Leute leben. Oft besaßen sie gar nichts mehr als die Armut. Hunger, Not und Sorgen waren ihre Hausgenossen. Das neue klösterliche Leben brachte unter diesen Umständen bittere Entbehrungen, und dazu zahlreiche Enttäuschungen. Auch fehlte es nicht an Spott. Oft wurde Sr. Rosa ob ihrer "hochfahrenden" Pläne, wie man sagte, ausgelacht und als überspannt verhöhnt. Manche Vorübergehende machten sich lustig, wenn sie diese Jungfrauen wie Taglöhner am Bau arbeiten sahen. Ja es gab Leute, die eigens herkamen, um dieses Schauspiel zu betrachten und sich daran zu weiden.
Viel schlimmer aber als unverständige Menschen war die Hölle. Nach den Aufzeichnungen der Stifterin suchte diese in unbändiger Wut wiederholt das werdende Werk durch tätliche Angriffe zu zerstören. Aber die gotterfüllte Jungfrau nahm den Kampf gegen sie und gegen alle Hindernisse mit unerschöpflichem Vertrauen auf des Allmächtigen Hilfe tapfer auf. Sie schöpfte immer wieder neue Kraft im Gedanken, daß nun bald das kostbarste Blut Christi an dieser Stätte besonders verehrt werde. So führte sie das Begonnene mit Einsatz aller Kräfte zur Vollendung.
Unter der Leitung von Baumeister Schlatter in St. Gallen und unter der eifrigen Mitarbeit der Novizin und ihrer Kandidatinnen schritt der Bau des Klösterchens rasch voran. Schon am 1. Juli 1853 konnte man die Aufrichtefeier begehen, wobei Pfarrer Suter von Gonten eine Ansprache hielt. Noch größer war die Freude am 28. Oktober, am Feste der Apostel Simon und Juda. An diesem Tag fand der feierliche Einzug der Jungfrauen ins neue Klösterchen statt. Kommissar Knill von Appenzell hielt die Festpredigt.
Die Stifterin erzählt, der Heiland habe ihr versprochen, es werden sich beim Einzug sehr viele Seelen aus dem Fegfeuer an der Prozession beteiligen, und nach der Feier dürfen dieselben in den Himmel eingehen.
Im Frühling 1854 fühlte sie sich vom Heiland gedrängt, nun mit dem

Bau der Klosterkirche

zu beginnen; zwar werde die Hölle voll Wut ihre ganze Macht aufbieten, um das Werk zu verhindern, doch sie solle nur mutig anfangen; Er werde mit ihr sein.Wie sie selber erzählt, machte sie einmal eine Reise, um Wohltäter für die Kirche zu finden, doch überall wurde sie abgewiesen. Müde, krank und traurig kehrte sie ins Klösterchen zurück. Da sah sie zu ihrer unbeschreiblichen Freude den Kirchenplatz mit einer Schar himmlischer Geister erfüllt. Diese kamen ihr entgegen. Die einen nahmen sie bei der Hand, andere gaben ihr den Segen. Sie führten sie ins Kloster und erklärten ihr, es sei jetzt eine Prüfungszeit für sie. Die Hölle wolle ihr Unternehmen vernichten, doch werde es derselben nicht gelingen. Möge die Kirche auch so viele Tränen kosten als Steine dazu nötig seien, das Werk werde doch glücken.
Wir erzählen hier weiter, was die Stifterin in einem langen Gedicht über den Bau berichtete.
Früh am Morgen standen die himmlischen Wesen schon da, führten sie an beiden Händen zum Altar, knieten nieder und beteten mit heller Stimme den Hymnus Veni Creator. Sie nahmen Rosa in ihre Mitte. Als nun die Himmelskönigin ankam, sprach der älteste von den Heiligen: "Soll dies Mägdlein da deinem Sohn ganz verlassen ein Haus bauen? Das Haus soll ja eine Pforte für die Sünder sein, eine Stätte, wo die Kranken Heilung, die Betrübten Trost, die Geschmähten ihre Ehre wieder finden."
Ihm antwortete die Mutter voll der Gnaden mit Ernst und holder Würde: "Ja, mein Diener, jene Tochter wird nun diese Kirche bauen, in der ich meinen Thron aufschlagen und als Mutter walten will. Ich befehle dir diese Tochter an, damit du sie leitest im kommenden Sturm und ihre Bitten erhörest."
Die Himmlischen führten Rosa näher zur Himmelskönigin heran. Diese reichte ihr die Hand zum Kusse und sprach: "Fürchte dich nicht! Fang nur getrost an zu bauen." Dann empfing Rosa den Segen. Mit dem Kreuzzeichen aber wurde Satan vom Kirchplatz weggebannt, so daß er einstweilen das Werk nicht verhindern konnte.
Die Arbeit begann in der Karwoche. Was der Heiland vorausgesagt, traf ein.

Der Teufel verfolgte die Klosterfrau furchtbar.

Wie sie erzählt, riß er sie mehrmals des Nachts aus ihrer Zelle heraus, schleifte sie auf dem Boden und auf der Mauer herum, über Stock und Stein, durch Wasser und Gesträuch. Auch andere böse Geister halfen ihm dabei, zerrten die Arme an ihrem Gürtel und verlachten sie höhnisch. Drei Stunden weit weg schleppten sie ihr Opfer, bis schließlich "ein alter Vater mit grauem Bart" - es dürfte der heilige Franziskus gewesen sein - ihr zu Hilfe kam. Er löste die Stricke, mit denen sie angebunden war, nahm sie aus dem Gestrüpp heraus, heilte ihre Wunden und führte sie nach "Leiden Christi" zurück. Rusch, ein Nachbar des Klosters, und der damalige Klosterknecht Xaver Nachbauer erzählten noch in späteren Jahren von grausamen Quälereien Rosas durch die bösen Geister.
Rusch fand die Novizin einmal in einem Graben, einen großen Stein auf der Brust. Der Teufel hatte sie damit erdrücken oder ersticken wollen. Nur mit großer Mühe sei es gelungen, sie aus dieser Lage zu befreien.
Als die Mauern der Kirche allmählich emporwuchsen, sah Rosa öfters die Himmelskönigin kommen, und sie hatte das Empfinden, Maria sehe das werdende Werk gerne wachsen. Auch die himmlischen Wesen sah sie manchmal und durfte bei ihnen Rat und Hilfe holen. Täglich sah sie ferner weiße Knäblein die Mauer auf- und niedersteigen. Sie waren überaus fröhlich, sangen liebliche Lieder, trugen kleine Hämmerchen in den Händen und legten Steine auf die Mauer. Bisweilen sagten sie zur Klosterfrau: "Es schickt uns dein Bräutigam vom Himmel herab, um dir zu helfen."
Rosa sah diese Knäblein nur dann, wenn am Bau nicht geflucht wurde. Fluchte jemand, dann sah sie auf der Mauer eine große Schlange; diese pfiff, machte sich über sie lustig, riß Steine weg und warf sie auf den Boden.
Es nahte die Zeit, wo der Dachstuhl aufgesetzt werden sollte. Rosa batte schon lange eine geheime Angst vor dieser Zeit in sich gespürt, denn sie ahnte, daß die Hölle diesen Anlaß zu einem
Generalsturm
benützen werde. Und darin batte sie recht.
Bereits lagen die vielen Balken wohlbereitet vor den Mauern am Boden. Die Zimmerleute standen aber zwei Tage lang nur herum, doch keiner legte Hand ans Werk. Als Rosa am dritten Tag wiederum erschien, sah sie keine Engel und keine Heiligen. Der ganze Platz war voll von Schlangen und Teufeln. Ein entsetzlicher Tumult brach los, ein unerhörtes Brüllen und Heulen. Die Schreckgestalten spien Feuer aus, und es schienen die Mauern und das Holzgerüst in Flammen zu stehen. Es ward finster um den Bau. Eine Menge schwarzer Raben erschienen, die fürchterlich schrien, sie lassen nicht aufrichten. Schlangen und Drachen sperrten das Maul auf.
So ging es vom Morgen bis tief in den Nachmittag hinein. Die Zimmerleute waren von den bösen Geistern verhetzt und stritten unter sich; auch fürchteten sie, es gebe ein großes Unglück, vielleicht sogar Tote, wenn sie es wagen, trotz allem den Dachstuhl aufzusetzen. Dies umso mehr, als die ersten Balken, die man durch einen Ochsen mit dem Flaschenzug in die Höhe zog, krachend wieder herunterfielen.
Sr. Rosa hatte schon wiederholt die Leute ermahnt und gebeten, die Arbeit aufzunehmen, doch umsonst. Sie wußte sich keinen Rat mehr. Endlich ging sie mit ihren Kandidatinnen in die Kapelle, ließ das Allerheiligste aussetzen und vor demselben beten. Dann hörte sie einen himmlischen Jüngling von oben ihr zurufen, sie solle sich nicht fürchten, die Hölle müsse bald unterliegen. Rosa solle nochmals ihre Leute zusammennehmen und den Befehl zum "Aufrichten" geben. Sie tat es voll Vertrauen – es war schon nachmittags 4 Uhr. Noch brüllte die Hölle und spie Feuer aus, doch sah die Klosterfrau Hunderte von weißgekleideten Kindern, welche den Platz und die Mauern besetzten. Auf der Spitze der Front erschien eine wunderschöne Frau, rechts davon der Evangelist Johannes, und diese geboten der Höllenmacht. Die Schlangen verschwanden, die bösen Geister mußten sich zurückziehen, der Drache, der lange Zeit drohend vor der Stifterin gestanden, mußte weichen.
Die Zimmerleute legten Hand an die Balken. Abends 7 Uhr stand der Dachstuhl vollendet da. Kein Mensch konnte begreifen, daß es möglich gewesen war, ihn innerhalb dreier Stunden aufzusetzen.
Noch sah Rosa auf dem First der Kirche den Engelfürsten Michael stehen, ihn, den großen Sieger über Luzifer. Er versprach ihr, ihr Kloster immerdar zu beschützen. Sie ernannte ihn zum Patron der Kirche im Leiden Christi. (Wer nach dem ''Leiden Christi" wallfahrtet, möge sich dieser Tatsachen bewußt sein!)

Ein glücklicher Tag

Am 21. November 1854 sah man viel Volk zum "Leiden Christi" pilgern. Das Kloster stand vollendet da. Der bischöfliche Kommissar Knill von Appenzell nahm die Segnung der neuen Kirche vor und hielt darin den ersten feierlichen Gottesdienst. Mit kirchlicher Erlaubnis legte Sr. Maria Rosa als erste Novizin hier die heilige Profeß ab und nahm dabei zu ihrem bisherigen Namen noch den des heiligen Johannes Evangelist an. Sie verehrte den Liebesjünger Johannes besonders deshalb, weil er der von Gott bestimmte Zeuge war, der auf Kalvaria mit Maria die Öffnung des Herzens Jesu schaute und mit der Gottesmutter aufs tiefste erschüttert das kostbare Erlöserblut verehrte. – Aus diesem Grunde sollte Johannes auch der besondere Patron des Klosters sein.
Welche Ströme der Freiheit erfüllten an diesem Tag das Herz der Gründerin! Zur ersten Frau Mutter des neuen Klosters erwählt, sah sie ihre Sehnsucht nach Verherrlichung des Erlösers und Seines heiligen Blutes erfüllt. Sie durfte hoffen, diese Stätte werde nun auf Jahrhunderte hinaus ein Hohelied auf Sein Erlöserblut. Das wars, was sie so selig machte und sie aufjubeln ließ gleich einer glücklichen Braut. Äußerlich stand das Werk vollendet da. Es mußte nun nur noch innerlich ausgebaut werden.

Nochmals schmerzliches Leid, bitterste Enttäuschungen
Mutter Rosa Johanna begann mit der ihr eigenen Tatkraft und von Gottvertrauen erfüllt, Kandidatinnen zu sammeln. Doch mit diesen hatte sie kein Glück. Die einen hatten nicht die nötige Gesundheit. Anderen fehlte es an Opfergeist.
So gab es ein Kommen und Gehen von Kandidatinnen. Heftige Kritik setzte ein; Verleumdungen aller Art zirkulierten im Lande. Auch finanzielle Nöte bedrängten die Stifterin. Sie hatte kein Geld, um die beim Klosterbau gemachten Schulden zu bezahlen. Schwere Klagen gingen selbst an die kirchliche Obrigkeit. Mutter Rosa Johanna wurde nach Chur zitiert, um sich wegen verschiedenen Punkten zu verantworten. Man unterzog sie dort vor der bischöflichen Behörde einem scharfen Verhör. Am Schluß desselben erklärte der Oberhirte, sie dürfe wieder heimkehren und in ihrem Werk weiterfahren. Offenbar fand man also an den vielen Anschuldigungen gegen sie nichts von Belang. Offenbar urteilte der bischöfliche Kommissar Knill richtig, da er 1854 schrieb: "Neider und Feinde bat sie viele, die alles vergrößern, mißdeuten und entstellen."
Indes ruhten diese Neider und Feinde nicht, bis sie ihr dunkles Ziel erreicht hatten. Es war eine bittere Stunde, als die Stifertin als Frau Mutter ihres so mühsam erbauten Klosters abgesetzt wurde. – Sie blieb zwar als Schwester in demselben, doch all die Sorgen, Nöte, Entbehrungen, Arbeiten und Verfolgungen, strenges Fasten und Nachtwachen, alles zusammen hatte ihre Kräfte aufgezehrt. Heroisch ertrug sie den Zusammenbruch ihrer Gesundheit, Absetzung, Verleumdungen, schlechte Behandlung, Feindseligkeiten, und schied am 24. September 1855 ruhig und getrost im Alter von erst 30 Jahren aus diesem Leben, nur zehn Monate nach ihrer Profeß und nach der Einweihung ihres Klosters.
Kurz vor ihrem Tode hatte Wonnenstein dasselbe in dessen bedrängter Lage übernommen, im Jahre 1918 aber wurde das Kloster "Leiden Christi" durch Papst Benedikt XV. zu einem selbständigen Konvent erklärt. Vier Jahre später bestätigte Rom auch die neuen Satzungen desselben, und seither hat es sich gemäß der von Sr. Rosa gestellten Aufgabe freudig entfaltet.
Was Mutter Rosa Johanna in ihrem überaus kurzen Ordensleben von nur sieben Jahren als Verfasserin fast zahlloser Schriften und als Klostergründerin geleistet und gelitten hat, grenzt ans Unglaubliche; es war übermenschlich.
Das Weizenkorn mußte in die Erde hinein und verwesen, aber dann trug es herrliche Frucht.

Der Heiland belehrt die Novizin Rosa Bättig über den Wert des kostbaren Blutes
Am 25. Mai 1849 notierte sie folgendes, das der Herr zu ihr gesprochen: Ich befehle dir, der Dienerin meiner Geheimnisse, du solltest deine Unternehmungen durch mein Blut heiligen und dafür sorgen, daß solches auch von andern geschehe. Tue dies in Worten, zeige es in Werken. Suche in deinen Unternehmungen die Ehre meines Blutes, dann wird mein Blut auch für deine Ehre reden, für deine Unternehmungen einstehen und sie durch seine Kraft beschützen.
Mein Blut ist die stets fließende Brunnquelle in der katholischen Kirche, die Bezahlung aller durch die Sünden der Menschen zugezogenen Schulden, der einzige heilende Trank für die verschmachtenden Schafe. Mein Blut allein läßt die Seele Rettung finden; es ist die Freude des ganzen Himmels, der Schrecken der Hölle, deren Macht in ihm und durch die Verehrer dieses Blutes gestürzt wird; es wird der Segen und die Kraft all derer sein, die sich der Verehrung desselben gänzlich widmen. In meinem Blute werden die Früchte in meinem geistlichen Weinberg gedeihen.
Ihr Diener meines Heiligtums, wie lange wollt ihr noch warten, die Verehrung meines Blutes und die Andacht zu demselben zu verbreiten, soviel in euern Kräften liegt? Wollt ihr warten, bis die Raubgier der Hölle die euch anvertrauten Schafe zerrissen hat? Wie lange noch ist euer Glaube an mein Wort: "Das ist mein Leib ... Das ist mein Blut ..." so klein? Bei vielen scheint mein Leib und mein Blut etwas Geringes zu sein. Von allem wißt ihr zu reden, zu beratschlagen, zu verhandeln, wie ihr die Dinge anpacken wollt, damit sie gut ausfallen. Wer hindert euch, mit gleichem Eifer die Verehrung meines Blutes zu fördern, das doch der wahre Brunnquell meiner Kirche ist?
Habt ihr die Verordnungen vergessen, welche mein Vater schon im Alten Bunde gemacht, da er vor dem Auszug aus Ägypten seinem Diener Moses befahl, das Blut des geschlachteten Lammes, das Mich vorbildete und vorstellte, an die Pforten ihrer Wohnungen zu streichen? Mein Vater hat das Versprechen gegeben, daß der Würgengel über die mit diesem Blut besprengten Pforten keine Macht habe und den Tod nicht in diese Häuser bringen könne. Die Israeliten erfüllten dieses Gebot, und ich habe mein Versprechen gehalten.
Die Diener des Alten Bundes benützten das Blut der Opfertiere sorgfältig zu dem Zweck, wozu mein Vater es befohlen hatte. Wenn ihr nun auf mein Blut und seine Kraft weniger haltet und bisweilen eine Schüssel Speise oder einen Trunk Wasser höher schätzt, so seid ihr im Irrtum und steht hinter den Propheten zurück, die sich über den Wert meines Blutes freuten.
Wer hätte wohl mehr Ursache, das zur Reinigung von Sünden bestimmte Blut in Ehren zu halten, die Priester des Alten Bundes mit ihren Opfertieren, oder ihr im Neuen Bund mit dem Blute eures Gottes, eures menschgewordenen Erlösers, von welchem doch allein alles Heil, alle Gnaden hervorgehen?
Ihr werdet euch in dieser Zeit umsonst bemühen, wenn ihr euch nicht mit festem brüderlich liebendem Eifer bestrebt, aus diesem immer fließenden Brunnen zu schöpfen, der gerade in der Gegenwart am wenigsten aufgefaßt wird.
Schaut nicht länger dem furchtbaren Feuerbrande zu, ohne Hand anzulegen, denselben zu löschen. Ich sage euch: Wie am Kreuze das aus meinen Wunden geflossene Blut um Erbarmen gerufen hat, so ruft es jetzt zum Himmel für alle jene, die es ehren und seine Kraft benützen. Aber es wird auch um Rache schreien, wenn ihr, seine Diener, es durch Nachlässigkeit unbenützt, verachtet und entehrt werden lasset. Was nützen eure Klagen über die geistige Not und das Elend unserer Zeit, wenn ihr zu träge oder zu klug seid, aus dem Brunnen Wasser zu schöpfen, das ohne eure Arbeit fließt, um den Feuerbrand zu löschen, den Unglaube und Sünden in euerm Weinberg entfachen!

Am 30. Mai 1849 schrieb Rosa Bättig:

Das kostbare Blut ist also, wie uns der Heiland sagt, jenes Pfand, durch welches wir erlöst sind. Es ist jener Schatz, aus dem alle Reichtümer der Kirche hervorgehen; es gibt in unserer Kirche keine einzige Gnade, die nicht aus diesem Lebensbrunnen entsprang und noch entspringt. Alle Gläubigen der Vergangenheit und der Zukunft bis ans Ende der Welt sind nur durch das kostbare Blut zu Gefäßen der Liebe und des göttlichen Wohlgefallens umgewandelt worden.
Dieses Blut ist die Gnadenquelle, von welcher die Sakramente ihre Kraft und Wirkung haben; es ist jener lebendige Brunnen, außer dem es kein Heil gibt, außer dem es kein lebendigmachendes Wasser gibt, heißt es doch: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben."
Warum scheinen wir fast stumm zu sein bei diesem Schatz an Gedanken, der unsere Kirche gegründet und bis ans Ende erhält? Ist etwa der glückliche Zeitpunkt schon da, wo wir sagen könnten, wir leben ganz nach dem Evangelium und den Vorschriften der Kirche in Liebe, Friede und Einigkeit, daß wir keine Gnaden mehr nötig hätten?
Wer sein eigenes Gewissen, sein schuldbeladenes Herz befragt, wer einen aufrichtigen Blick in sich und um sich wirft, wird finden und sagen müssen: Mir mangelt vieles, wer wird es meinem Herzen ersetzen? Mich drückt vieles, wer wird mir die Last abnehmen? Ich sehe vieles in und außer mir, das mir Sorgen und Kummer macht, wer soll es in Ordnung bringen?
Es ist einer, der alles in Ordnung bringen kann und es gewiß auch tut, wenn wir nur vertraulich seinem Wunsch, seiner Einladung folgen und das Heil bei ihm suchen. Gab er nicht zu allen Zeiten Beweise seiner Fürsorge für seine treuen Kinder? Sollte jetzt, da wir in vieler Not und Drangsal darniederliegen, seine Güte und Liebe zu uns abgenommen haben?
O nein, es ist noch Trost und Hilfe für alle. Klagt nicht länger, laßt uns nur mit Glaube und Mut die Mühe nehmen, sie aufzusuchen und aus denselben zu schöpfen! Die ewige Weisheit spricht: "Ich bin das lebendige Wasser; wer von diesem Wasser trinkt, den wird nimmer dürsten." – Doch nicht bloß Wasser gibt die ewige Weisheit hin, sondern das Blut, um zu helfen, hat doch Christus gesprochen: "Wer mein Blut trinkt, hat das ewige Leben; in meinem Blut ist alles Heil; durch mein Blut seid ihr Erben des Reiches meines Vaters geworden."
Er ladet seine Schäflein ein, sich an der Quelle seines Blutes zu sättigen. Kommt her zu mir, Geliebte! Berauscht euch an meiner Brust, trinket den Wein der Liebe, den ich euch gebe in meinem Blut!
Wir brauchen also nur hinzugehen und die Quelle zu suchen, wo alle diese Schätze verborgen sind, und die ist ja nicht weit entfernt. Im heiligsten Sakrament ist jene Quelle, die in der ganzen katholischen Kirche als öffentlicher Gnadenbrunnen jedem Christen offen steht.
Die sieben heiligen Sakramente sind gleichsam die Röhren oder der Kanal, durch welchen dieser Brunnen allen Gliedern, die danach verlangen, mitteilt. Im heiligsten Sakrament, im Opfer der heiligen Messe ist jenes Blut gegenwärtig, das alle Gaben, alle Güter enthält. Es scheint aber, als hätte man nichts nötig, weil dieses allerhöchste Gut weder hochgeschätzt noch besonders geliebt, noch eifrig um Hilfe angesprochen wird. Suchet, und ihr werdet finden, ja ihr werdet im heiligsten Blute alle Gnaden finden und die so vielfältig verlangte Liebe!

In Ekstase
Schon die letzten Ausführungen geschahen in Ekstase. Unter dem 13. Juni 1849 abends, sprach Rosa Bättig in diesem Zustand unter anderem folgendes:
Wer hat Himmel und Erde gemacht und alles, was darin ist, als eben jener Vater, der uns seinen Sohn gesendet hat? Die Erde hat er aus nichts gemacht; durch ein Wort seiner Allmacht erschuf er alles. Im heiligsten Sakrament ist sein höchstes, sein unendliches Werk seiner Liebe.
Viele Menschen trachten nach Gütern, die oft wie der Schatten vergehen, lassen aber jenes beste und höchste Gut fahren. Viele Eltern verlangen Reichtümer für ihre Kinder, bedenken aber nicht, daß sie damit um nichts bitten. In mir sind alle Reichtümer, und ich habe Verlangen, dieselben all jenen mitzuteilen, welche danach Verlangen haben. Was sucht ihr außer mir? In meinem Blute ist aller Reichtum. Versucht nur, und ihr werdet finden, daß hier nicht nur für eure Seele Kraft vorhanden ist, sondern auch Hilfe für eure leiblichen Bedürfnisse.
Habe ich nicht gesagt: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; alles andere wird euch von selbst dazu gegeben werden?" - Darum seid ihr so arm geworden, weil ihr meinen Worten nicht nachgekommen seid.
Ich habe alles erschaffen, und ihr suchet das Erschaffene, aber nicht mich. Ich habe das Brot vermehrt und ihr bekümmert euch um das Brot, vergeßt aber, daß ich mit meinem Segen in allem sein muß, daß ohne mich und meinen Segen alles so wenig ist wie nichts. Darum haben wir in unserer Zeit so viele betrübte, so viele arme Menschen. Darum hat alles zu klagen über Armut, Not und Elend.
Gibt uns hierin nicht schon im Alten Bunde

die Witwe von Sarepta

ein Beispiel? Was der Prophet zu ihr sprach, hat sie getan und ist so vor dem Hungertod bewahrt geblieben. Hätte sie es nicht getan, hätte sie gehandelt wie wir, so hätte sie Hungers sterben müssen, weil sie das Wenige, das sie noch hatte, mehr geliebt hätte als den Befehl Gottes.
Da haben wir ein Beispiel für unsere Zeit. Ich kann euch mit Gewißheit sagen, wenn ihr nicht ebenso gehorsam werdet in der Befolgung des göttlichen Willens, daß wir nämlich den Leib und das Blut Jesu Christi verehren und anbeten und bei diesen unsere Reichtümer suchen, so ist die Zeit da, wo wir vor Hunger sterben und vor Durst verschmachten müssen.
Daß ich das wahre Leben bin, das haben alle jene erfahren, welche sich an diese Worte gehalten haben; sie sind reich geworden an Gnade und Liebe, und da sie diese Güter besaßen, hatten sie alle Reichtümer.
Ihr, meine Diener, was besinnt ihr euch so lange und lasset eure Herde schmachten vor Hunger und Durst? Wie lange noch wollt ihr sie auf steinigem Grund herumlaufen lassen, ohne ihnen die rechte Quelle zu zeigen? Habe ich euch deswegen zu diesem Amt berufen und auserwählt, daß ihr die Schafe sterben lasset und ihnen mich nicht zeiget?
Lehret sie und führet sie auch durch euer Beispiel zu meinem heiligsten Leib; lehret sie verehren und anbeten mein heiligstes Blut, wenn ihr dem Elend abhelfen wollt, über das ihr klagt. Dann werdet ihr erfahren, daß mein Leib das wahre Lebensbrot ist und mein Blut der wahre Lebenstrank. Wenn eure Untergebenen leiden, weiset sie dorthin, wo sie wirklich Rat und Hilfe finden.

Aus: "DAS ZEICHEN MARIENS", Januar 1991, Seiten 7608-7615, Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell