Mittwoch, September 20, 2006

Unsere Liebe Frau vom Ahorn - 8


Digitalfotoaufnahme von Heinz Hongler, August 2006

Nun laßt uns vertrauensvoll wallen zur Mittlerin aller Gnaden!

Was immer wieder in den Ahorn locken wird, das sind die schönen Pilgerwege und die beglückende Einzigartigkeit des Wallfahrtsortes selbst.
Von Appenzell führt die breite, moderne Verkehrsstraße nach dem Weißbad, dem weitberühmten Kurort. Sanft steigt von da die Triebernstraße an. Bald zweigt links von ihr der Wildkirchliweg ab, rechts erinnert die Heimet "Wees" an die Stätte, wo vor 50 Jahren die drei Begründer der ersten Kapelle ihre Beratungen pflegten. Hier überrascht auch bereits der erste Blick auf die Ahornkapelle fern im Westen, und der Pilger wird das erste Ave mit freudigem Vertrauen aus tiefster Seele der Gnadenmutter entgegenjubeln. Auf fast ebener Straße weiterziehend, hat er dann Gelegenheit, sich als Pilger zu fühlen und zu betätigen. Ein priesterlicher Ahornwallfahrer hat diesen Weg über Triebern mit dem freudenreichen Rosenkranz verglichen, weil er leicht, meist eben, zwischen anmutigen Matten und Heimwesen lieblich hindurchführt. Gegen Lehmen zu steht auf einmal in greifbarer Nähe das Heiligtum unserer Sehnsucht vor Augen. Noch trennt der tiefe Einschnitt des Weißbachtobels. Links orgeln die Wasser des Leuenbachfalles. Unser Pfad führt nun rechts hinunter. Tannenduft und Kühle laben den Pilger. Bevor er über den Weißbachsteg schreitet, lädt ein einfaches Bildstöcklein ein zum Gruß an den großen Muttergottes-Wallfahrer und Friedensmann, Bruder Klaus. Wir beten ihm sein Ave Maria nach, wie es im Gebetsteil des Büchleins steht. Wenn der Steg überschritten ist, beginn noch eine strenge Steigung mitten im Waldesschatten. Nun ist das Ziel erreicht. Wie offene Mutterarme und aufgetanes Mutterherz nimmt uns das Heiligtum auf.
Ein zweiter Pilgerpfad führt uns über "Sonnenhalb", er ist etwas mühsamer, beschwerlicher. Bis halbwegs von Appenzell über Unterrain begleiten uns die Stationen des Kreuzweges und enden bei der Kapelle der Schmerzhaften Mutter. Sie ladet zur kurzen Rast ein, damit wir uns teilnehmend einfühlen in die schmerzhaften Geheimnisse, die Blutrosen Unserer Lieben Frau. Es beginnt der Aufstieg bis Helchen. - Da lugt auf einmal ein Ave Maria lang, idyllisch ins Grün des Waldes eingebettet, das Ziel unserer Sehnsucht hervor - das Ahornkapellchen. Über Weide und Waldwege erreichen wir es bald.
Sursum corda-Stimmung - die Stimmung der Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes, vermittelt der dritte Ahornweg über Kau-Wasserschaffen. Naturschönheiten und entzückende Schau nach Norden über die appenzellische Landschaft mit dem trutzigen Mauritius-Kirchturm, den typisch abgegrenzten Heimwesen, den lieblich sich duckenden Höhen, wie Burgstock und Himmelberg erfreuen das Auge. Gegen Wasserschaffen schlängelt sich der Pfad durch märchenhafte Alpweiden mit Jungwald und Riesentannen - so traut und still ist es, "als müßte die Gnadenmutter jeden Augenblick durchs frische Grün der Tännchen erscheinen". - Links im Osten grüßt für Momente der Silberstreifen des Bodensees mit den befreiten Österreicheralpen.

- Ehrfurcht und Staunen ergreift uns beim Anblick der majestätischen Alpsteinkette mit ihren wuchtigen Felsentürmen, die den Saum von Gottes Größe und Alllmacht wirken. Wie gebannt steht der Pilger einen Augenblick still und jubelt das Lob des Schöpfers mit den Worten der heiligen Urkunde: "Preiset ihr Berge und Hügel den Herrn, alles was grünet auf Erden, preise den Herrn." Abwärts führt uns der Pfad durch die Schlünde des Sönderlibaches, den wir auf einem schmalen Holzsteg überschreiten. In der Tiefe aber schäumt der Weißbach, der einst das Gnadenbild forttrug und bei Gewittern ein ganz böser Geselle werden kann. Nach romantisch verschlungenen Wegbiegungen steht plötzlich die Ahornkapelle in ihrer schönsten Sicht gegen das Säntismassiv vor uns: wir sind am Ziel.
Die beglückende Einzigartigkeit des Wallfahrftsortes selbst! Wir folgen hier einigen aus unser aller Herzen gesprochenen Gedanken des genannten Ahornpilgers. Ja, es gibt Wallfahrtsorte, wo Maria uns besonders nahe kommt, wo sie mütterlich tröstet, wenn wir ihr unser Leid klagen, aber auch mütterlich sich freut, wenn wir ihr unserer Freude jubeln dürfen. Still sollte es sein, heilig still, wo der Gnadenbronnen der Mutter Gottes in die Seele quillt. Im Ahorn ist es feierlich still, darum ist dieser Wallfahrtsort so beglückend und einzigartig. Kein marktschreierisches Gedränge stört die stille Andacht wie an größeren Wallfahrtsorten. Einsam still liegt er inmitten einer herrlichen Natur hineingebettet, hier atmet alles ringsum ursprünglichen Gottesfrieden; hier ist eine beglückende Stätte der Andacht, wirklich ein Gnadenort, wo unerschöpfliche Quellen des Trostes, der Freude und des Friedens fließen.
Darum wollte die Ahornmutter heim aus Sturm und Wetter, heim auch aus liebender Verbannungshut, heim in den Ahorn. Da wollte sie in Ruhe und Einsamkeit ihr mütterliches Mittleramt ausüben, fern von allem Lärm der Welt die Beglückten und Bedrückten trösten, sie, die ja beides, Liebes und Leides ihrer Kinder kennt und teilt. Vertrauende und Verzagte, laßt uns alle glaubensstark und liebewarm zur Mitterlin aller Gnaden pilgern, zur Helferin in allen Anliegen! Hier blüht wirklich "der Blumen eine, die wie keine blüht auf ewig grüner Au!"
Maria, Unsere Liebe Frau vom Ahron, sei uns tausendmal gegrüßt!

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